Kirschroth. Am Gemeindesaal in der Weinbaugemeinde war zur feierlichen Eröffnung eines Wildbienenlehrgartens eingeladen, der seit Jahresbeginn dank  fachlicher Unterstützung der Landesgeschäftsstelle des BUND und ihrer Repräsentantin aus Waldalgesheim, Melanie Adamik, realisiert wurde. Der Kirschrother Ortsbürgermeister Heiko Heß und die Gemeindearbeiter Lothar Gram und Michael Böhme ernteten für die künstlerische Gestaltung und ihre ehrenamtliche Tätigkeit höchstes Lob von allen Seiten.

„Was hier für die Natur und die Artenvielfalt gut, sinnvoll und richtig entstanden ist, ist landesweit vorbildlich und äußerst selten; – ich bin von den umgesetzten Maßnahmen restlos begeistert“, lobte die ausgebildete Erzieherin und Naturpädagogin des BUND in höchsten Tönen.

Infomaterial und Sachbücher, sinnvolle Nisthilfen als Anschauungsmaterial über die naturnahe Gestaltung, lagen aus. Flyer und laminierte Hochglanzaufnahmen oder herrliche Impressionen über die Wildbienen waren zu sehen. Darüber hinaus referierte Melanie Adamik über eine Stunde lang, einer Koryphäe oder einem Lexikon gleich, über die Artenvielfalt, Flora und Fauna und den Lebensraum und Alltagstrott im Mikrokosmos der Insekten und insbesondere der Wildbienen, die mit der Bestäubung unzähliger Kultur- und Wildpflanzen einen ungemein wichtigen Job erledigen. Die Hälfte der 560 Arten in Deutschland sei in ihrem Bestand gefährdet. Hilfe tut Not, denn das Insektensterben der kleinen, fleißigen „Summis um Biene Maja“ habe dramatische Ausmaße angenommen. Es gelte mit kleinen Oasen, grünen Inseln etwa Wildblumenwiesen, Nisthilfen oder frischem Wasser auf dem Balkon zu unterstützen, Melanie Adamik warnte vor zu wenig Futter, vor Pestiziden, Herbiziden oder künstlichem Dünger im Garten bis hin zu zunehmender Lichtverschmutzung oder invasive Arten wie der asiatischen Hornisse. 

Kirschroths OB Heiko Heß lud die Bevölkerung im Amtsblatt ein, Ratsleute  und interessierte Bürger aus Nachbargemeinden kamen zur offiziellen Einweihung: „Nicht alle haben sich an den Termin gehalten, denn einige Wildbienen sind schon während der Bauphase in ihre Behausungen eingezogen“, stand dort zu lesen.   

Am Anfang der Aktion „Wildbienenlehrgarten“ stand die Kostenfrage und da rannte Heiko Heß beim örtlichen Kulturverein „Wir für uns Kirschroth“ für Baumaterial und der Volksbank Rhein-Nahe-Hunsrück offene Türen ein. Einen Spendenscheck von 500 Euro hatte Filialleiter Jürgen Steuerwald dabei: „Naturschutz und Nachhaltigkeit sind in der Volksbank großes Thema“, sagte er – vier größere Agenda-Tafeln informieren über das Leben der Wildbienen. 

„Als Kind in der Landwirtschaft haben mich meine Eltern dazu erzogen, wie wichtig Bienen und Biotope sind. Je mehr Struktur in solch einem Naturgarten ist, desto mehr Lebewesen werden angelockt“, sagte der 61-jährige Pensionär und „OB“ Heiko Heß bei der Eröffnung. Im neuen Jahr will Melanie Adamik wieder nach Kirschroth kommen und versprach eine Wildbienenführung. Ein Stapel Totholz bereichert nicht nur rein zufällig das Terrain, markhaltige Brombeerstegel, eine Natursteinmauer sowie ein Sandarium oder Insektenhotels fehlen nicht; – schließlich benötigen heimische Insekten auch heimische Pflanzen. Aber Obacht, zählte die Expertin negative Beispiele beim Bau eines Insektenhotels auf, und: „Die schönste Wohnung taugt nichts, wenn alles kahlgemäht ist und es nichts zu essen gibt“, warnte die BUND-Wildbienenbotschafterin für Rheinhessen, denn der Flugradius sei begrenzt und sehr klein.

Beim anschließenden Umtrunk wurde gefachsimpelt. Die Ortsgemeinde Kirschroth wurde mit einer Urkunde vom Bund für Umwelt und Naturschutz für im Boden nistende Wildbienen (Sandarium), die große Wildbienenisthilfe aus Holz und die herausragende Öffentlichkeitsarbeit quasi geadelt. Ratsfrau und Winzerin Andrea Theis hatte zur Feier des Tages eine köstliche Sonderedition abgefüllt: „Be(e) friendly“ stand auf dem Weinetikett. Bernd Hey.   

Zum Foto ganz oben: Jürgen Steuerwald (von rechts), Melanie Adamik, Andrea Theis und „OB“ und jahrzehntelanges BUND-Mitglied Heiko Heß (Bildmitte) eröffneten den einzigartigen Wildbienenlehrgarten am Dorfgemeinschaftshaus in der Gartenstraße 5. Foto: Bernd Hey.

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