Kirn. / Kirnsulzbach. Zu einem Bände füllenden Herbstkonzert voller Überraschungen lud der MGV Frohsinn 1881 Kirn-Sulzbach drei Gastchöre ins Kirner Gesellschaftshaus ein und widmete den zweiten Teil komplett mit einer Hommage in Memoriam an Udo Jürgens. Er wäre am 30. September 90 Jahre alt geworden und sein Todestag jährt sich am 21. Dezember zum 10.ten Mal.
Conférencier und Konzertführer war Erster Vorsitzender Gerald Conradt, der auf einen außergewöhnlichen Konzertabend einstimmte, wo nach dem „Herbstlied“ von Klaus Fischbach die gastgebenden MGV-Mannen leidenschaftlich-grandios und mit Inbrunst an Tony Marshall erinnerten: Sie sangen mit Solist Peter Novack „Der letzte Traum“, wo der beliebte Künstler nach 60 Bühnenjahren chansonhaft-wehmütig mit einer kraftvollen Ballade sein erfülltes Leben und quasi jeden Tag Revue passieren ließ. Frohsinn durfte 2018 im Restaurant „Zum Goldenen Hirschen“ bei Stephan Brendel in Martinstein Tony Marshall bei einem Geburtstagsständchen für den gleichaltrigen Merxheimer Sangesfreund Werner Stumm begleiten, und so ein Erlebnis mit „Tony“ prägt ein Leben lang.
Gleich zu Konzertbeginn nahm der MGV Frohsinn Musikdirektor Peter Nerschbach in seine Mitte und ehrte ihn für ein äußerst seltenes, 60-Jähriges Chorleiterjubiläum. Die Laudatio hielt Weggefährte Hans-Robert Wagner. Er ließ sechs Jahrzehnte, seit Nerschbach als junger Bursche für seinen Vater die vier Kirchenchöre Kirn, Kirn-Sulzbach, Rhaunen und Hahnenbach übernahm, Revue passieren und zählte großartige Konzerte auf: „Peter, Du bist ein Geschenk des Nahelandes für die Chöre“, rief Wagner aus – 2011 übernahm er „Frohsinn 1881“ für den 80-jährigen, anwesenden Ehrenchorleiter Edmund Schulz, der Kirn-Sulzbach 42 Jahre lang leitete, bevor er den Taktstock an Nerschbach weitergab. Nerschbach dirigierte 21 verschiedene Chöre und ist Träger der Goldenen Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz, seine Vita würde Bände füllen.
Die Hälfte der Mannen des MGV Frohsinn kommt heute aus der Umgebung, beim 100-Jährigen 1981 habe man mit 54 Sängern auf der Bühne gestanden, 2011 mit 36 und jetzt beim Herbstkonzert mit 23: „Die Zeit rennt“, dankte der Geehrte artig, Corona habe die Hektik und Schnelllebigkeit forciert und das Chorleben erschwert, etwas Neues aufzubauen, sagte Nerschbach. Er will noch einige Jahre weitermachen; – 58 Jahre leitet er den Gemischten Chor Meckenbach, 54 Jahre den MGV/Gemischten Chor Krebsweiler-Heimberg.

Eine Augenweide in ihrer Bergmannstracht war der Knappenchor aus Bundenbach und der Gesang ihres künstlerischen Leiters Gregor Steffen als Solist ein Hörgenuss. Das Barbara-Lied, Handwerkers Abendgebet, die Plaudertasche Ilsebill und das Lied „Glück auf“ als immaterielles Kulturerbe der UNESCO wurden geradezu feierlich zelebriert. Der MGV/Gemischte Chor aus der Hochwaldgemeinde Leisel unter seinem Becherbacher Chorleiter Rainer Hüsch hinterließ an der Nahe eine glänzende Visitenkarte.
Die Bühne füllte farbenfroh und mit brillantem, 36-stimmigem A-Kapella Chorklang, rhythmisch und leidenschaftlich-engagiert die Chorgemeinschaft Vivace aus Kirn-Sulzbach unter Leitung von Holger Schön. Songs wie etwa „Radio“ von den Wise Guys oder Maybebop („Ich seh dich“) oder „Ist da Jemand“ von Oliver Gies ernteten Jubelrufe und Beifallsstürme. Vivace vermeldet regen Zulauf für die Interpretation von moderner Chorliteratur.
Nach der Pause stimmte der gastgebende MGV Kirn-Sulzbach mit sechs selten gehörten Udo-Jürgens Liedern im Satz von Peter Nerschbach an. In seiner 60-jährigen Schaffenszeit habe er 53 Alben veröffentlicht, über 105 Millionen Tonträger verkauft und über 1.000 Lieder, im Repertoire Genre-übergreifend vom Chanson über Jazz und Pop als Liedermacher komponiert und getextet, fasste Gerald Conradt zusammen und vergas Augenzwinkernd den Lebemann mit Zitaten aus dem Boulevard und Klatschspalten nicht: „Ich habe lieber mit Sündern gelacht, als mit Heiligen geweint“, oder „Ich bin nie einer Frau nachgelaufen, sie kamen alle zu mir“ und „Meine Geliebten waren alle zufrieden mit mir, meine Ehefrauen nicht!“, waren Zitate, gemunkelt wird in der Yellow-Press, er sei 2.000 Frauen nahegekommen.

Höhepunkt des Abends war der Auftritt des hervorragenden Udo Jürgens Interpreten Didi Veauthier aus dem saarländischen Wadern-Bardenbach, der sehr authentisch über ein Dutzend Schlager, Oldies und Gassenhauer eines Ausnahmekünstler und größten Entertainers unserer Zeit zum Mitsingen präsentierte und gerne Zugaben gab. Bernd Hey.
Zu den Fotos: Der MGV Frohsinn 1881 Kirn-Sulzbach hatte sich Gäste eingeladen und zu einem beeindruckenden und lange nachhallenden Herbstkonzert ins Kirner Gesellschaftshaus eingeladen. Fotos: Bernd Hey. Und unten: Erinnerungen an Tony Marshall in Martinstein!