Bärenbach. / Kirn. Am 1.Januar 1900 wurde der heutige Malerbetrieb Schinkel von Adam Zerfass in Kirn am „Lohweg 1“ gegründet und befindet sich heute mit Sven Schinkel in vierter Generation. Laut Chronik übernahm Heinrich Seien am 1. Januar 1938, Gerhard Schinkel wurde am 1. Oktober 1971 Chef und erhielt 2021 den Goldenen Meisterbrief der Handwerkskammer Koblenz. Ab 1. Januar 2008 leitet dessen Sohn Sven das traditionsreiche Familienunternehmen; – er erwarb im elterlichen Betrieb den Gesellenbrief. Ab 1995 besuchte er bei den Kreishandwerkerschaften in Bad Kreuznach und Mainz die Abendkurse und absolvierte 1997 die Meisterprüfung im Maler- und Lackiererhandwerk.
Sven Schinkel hat zwei Töchter, daher bezeichnet er sich selbst als „Auslaufmodell“, was die Betriebsnachfolge angeht. Die älteste arbeitet im Mutter-Kind-Heim in Kappeln und ob die dreizehnjährige Elissa, die derweil die kooperative Realschule plus auf Halmen besucht, den Betrieb fortführt, sei fraglich. Seine 44-jährige Frau Haifa ist ein echtes Kirner Kind, arbeitete einst im Baucenter Fey und ist heute in der Edelsteinschleiferei von Paul Wild in Kirschweiler Vertriebsleiterin.
Sven Schinkel wuchs als Kleinkind ein Jahr in Meckenbach in der Schlosserei Pauly gegenüber dem Dorfgemeinschaftshaus auf, wo die Familie wohnte. Mittlerweile wohnt er seit 23 Jahren in Bärenbach „Auf Kampen“ und ist Mitglied beim FC Bärenbach. Die intakte Nachbarschaft und das urbane Kleinod in der Wohngemeinde seien unbezahlbar, lobt er. Noch vor wenigen Jahren beschäftigte der Betrieb zehn Mitarbeiter, bildete mit dem heute 75-jährigen Vater Gerhard Schinkel über drei Dutzend Lehrlinge aus und wurde als vorbildlicher Ausbildungsbetrieb vom Wirtschaftsministerium des Landes geehrt. Vater und Sohn sind im Kirner Handwerks-Gesellenverein von 1888, wo Sven für 25 Jahre geehrt wurde und Gerhard Ehrenmitglied ist. Der Vater arbeitete bis zu seinem schweren Unfall im Oktober 2014, als er vom Dach fiel und vier Wochen auf der Intensivstation im Krankenhaus Göttschied lag, im Betrieb mit.
Aber die Verantwortung allein und die oft weiten Fahrten ins Rhein-Main Gebiet bis Idstein und Bad Soden wurden für Sven Schinkel unrentabel und zeitlich wegen der Buchführung ohne Wochenende zur Belastung. Heute ist er quasi „Koch und Kellner“, backt kleinere Brötchen, bildet mit dem 18-jährigen Mohamad Shecho einen Azubi aus Kirn aus. Sven Schinkel sagt, er sei stolz über seinen äußerst zufriedenen Kundenstamm zwischen Kirn, Kirschweiler und Kempfeld, Meisenheim und Bad Sobernheim. Er sei „greifbar und nah. Die Kundenzufriedenheit ist das A und O und steht an erster Stelle. Nach wie vor hat das Handwerk goldenen Boden und eine Zukunft“, sagt er, weil Fachkräfte zunehmend rar werden. Bis Ingelheim sind es lediglich elf „Azubis“, die mit seinem Lehrbub die Berufsschule in Bad Kreuznach besuchen.
Der 51-Jährige betreibt einen Gerüstbau mit Fassadenarbeiten, er nimmt Trockenausbauarbeiten sowie das Verlegen von Böden vor, seine Firmenwerkstatt befindet sich nach wie vor im Kirner Elternhaus am Lohweg, wo die benötigten Materialien und das Equipment, Werkzeug, Rollgerüste oder Farben untergebracht sind. Maschinen sorgten für enorme Erleichterungen und „die Farben sind umweltfreundlicher und qualitativ hochwertiger geworden“, beschreibt Sven Schinkel den Wandel zu mehr Umweltbewusstsein.
Corona war der Grund, warum sich die Familie einen Wohnwagen zulegte und Triolago bei Riol an der Mosel oder das bayrische Füssen im Allgäu ebenso ansteuerte wie den Betzenberg in der Barbarossastadt, wo er zwei Dauerkarten vom 1.FCK besitzt und seit Kindesbeinen Fan ist. Einst kickte er in der Kirner VfR 07-Jugend, bis er sich bei seinem Vater das Taschengeld verdiente. Bei allem dürfe die Familie nicht zu kurz kommen, sagt Sven Schinkel, aber das Firmenjubiläum soll im Frühsommer gebührend gefeiert werden. Bernd Hey.
Weitere Infos: www.Maler-schinkel.de
Foto ganz oben: Sven Schinkel in Bärenbach führt in vierter Generation den seit 125 Jahren bestehenden Maler-Meisterbetrieb. Er hat Beruf und Familie in Einklang gebracht, nicht zuletzt deshalb, weil Mitarbeiter und Fachkräfte fehlen. Rechts „Azubi“ Mohamad Shecho. Foto: Bernd Hey.

Familie Sven Schinkel in Bärenbach.