Otzweiler. (Oben der Festausschuss). Das kleine Dorf am Westzipfel des Kreises Bad Kreuznach ist bundesweit einmalig: Unter Regie des Förderverein Dorfgemeinschaftshaus um Vorsitzende Selina Neu plant ein Festausschusses das 650-Jährige, das am 6. und 7. September 2025 groß gefeiert wird – „Nomen est omen“.
Und wer die geselligen und gastfreundlichen „Otzis“ kennt, weiß, dass Kultur- und Brauchtumspflege einen ganz hohen Stellenwert haben. Beim Musikfest Ende August 1996 waren die echten Lords („Poor Boy“), Dave Dee, Chris Andrews („Yesterday Man“) in Otzweiler. Ebenfalls gastierten schon die Square-Dance Gruppe der Bridge House Twirlers aus Bad Kreuznach, Countrysänger Jim Everett mit Boomer, Hunsrück-Cowboy Martin Weller und das Daubacher Duo „Bellevue“ mehrmals und Comedy-Kabarettist Begge Peter in der kleinen Randgemeinde im Kirner Land. Chapeau! Und natürlich wird es eine Bilderschau geben, frei nach Rabindranath Tagore: „Was du nicht weitergibst, ist verloren!“

Mühlstein und Mühleisen im Wappen erinnern an die Entstehung des Dorfes, wie es Pfarrer Otto Wilhelm Lentze in seinem Buch „Amt Naumburg und Pfarrei Becherbach“ notierte. Apropos Pfarrei: Otzweiler bildet mit Heimweiler das Kirchspiel der evangelischen Pfarrei Becherbach. 21.ter Pfarrer in der Ahnengalerie seit der Reformation war von 1929 bis 1962 Johannes Müller. Ihm folgte sechs Jahre lang Ernst-August Ide, bis Karl Friedrich Mayer von 1968 – 2002 übernahm. Horst Grothe folgte ihm bis 2010 und ab da ist die Pfarrstelle vakant, wird die Seelsorge in einem größeren Bezirk bis Hennweiler und Simmertal aufgeteilt.
Pfarrer Lentze nennt ab „1599 zwei Mühlen –vor Alters eine Mühle“. Aus dem Früh-und Hochmittelalter ist wenig bekannt, der Festausschuss bezieht sich auf überlieferte Chroniken, wo im Jahr 1375 die Wildgrafen Otto und Friedrich von Kyrburg Güter und Rechte im „Amt Otzweiler“, zugehörig waren unter anderem Hundsbach, Schweinschied und Löllbach, die sie unter sich aufteilten. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts zählte der Ort zur Schultheißerei des drei Kilometer entfernten Sien, innerhalb des wildgräflichen Amtes Kyrburg. Nach dem Ende der französischen Herrschaft im Jahr 1814 kam 1816 Otzweiler zur Oberschultheißerei Hundsbach im Hessen-hamburgischen Oberamt Meisenheim. 1864 wohnten in Otzweiler in 57 Wohnhäusern 75 Familien und über 340 Einwohner. Der Amtssitz wechselte nach Becherbach, wo bis 1940 die zuständige Amtsverwaltung ihren Sitz hatte, bis sie am 1. August 1940 ins Amt Kirn-Land wechselte. Nach der Kommunalreform 1969 gehört die 311 Hektar große Gemeinde zur VG Kirn-Land und nach der Fusion am 1.1. 2020 mit der Stadt Kirn und 21 Gemeinden zur VG Kirner Land.

Heute zählt der Ort unter 200 Einwohner, jedoch haben mehrere junge Familien neu gebaut und Nachwuchs. 2019 übernahm Natalie Kleyer als erste Frau das Amt der Ortsbürgermeisterin von Frank Müller, aktuell „verwaltet“ VG-Kämmerer Patrick Klein den Ort. In Kleyer´s Ära wurde das Dorfgemeinschaftshaus für 415.000 Euro barrierefrei von Grund auf mit Fotovoltaik auf dem Dach saniert; – über Akku bringt die Anlage alle 60 Straßenlampen zum Leuchten. Gleiches Gemeindehaus wurde am 10. Dezember 1971 mit Feuerwehrgerätehaus, Schlacht-und Kühlräumen im Oberdorf „In der Claus“ für „nur“ 245.900 D-Mark gebaut und eingeweiht. Damals gründete sich ein ganz starker Frauenchor Otzweiler, der im Januar 2023 nach 50 Jahren verstummte.

Blickt man in die Geschichte, gab es schon einmal Ende der 1940-er Jahre einen MGV Otzweiler mit mehr als zwei Dutzend Mannen, der unter Chorleiter und Lehrer Schmidt „sogar schwierigstes Liedgut sang“, jedoch zehn Jahre später verstummte. Und ein „Musikcorps Otzweiler“ gründete sich 1986 um Roland Neu, der von den „Blauen Husaren“ aus Idar-Oberstein der Liebe wegen nach Otzweiler kam und mit zwei Dutzend Musikern, mit Pauken und Trompeten, grandiose Musikfeste feierte und über zehn Jahre weit über Kreisgrenzen hinaus für Furore sorgte. Es war Alt-VG Günter Schwenk aus Hennweiler, der Ende der 1990-er Jahre nach Protesten der Anwohner der Kirner Straße, alle Straßen und die Infrastruktur vorbildlich ausbaute und zum Ende seiner Ära ad Acta legen konnte. Wir berichten noch.