Bad Sobernheim. Die katholische Willigis-Pfarrei und der August-Wiltberger-Chor um Kantor Tom Roland mit Gästen (Leitung: Martin Reitzig) luden zu einem feierlichen Chor- und Orchesterkonzert in die Matthäuskirche ein. Unter der Überschrift  „(Un)gehört“ erklangen bekannte Werke von Bach und Haydn, sowie in einer Hommage auch Werke des weitgehend vergessenen Sobernheimer Kirchenmusikers August Wiltberger (1850-1928).

Schon in Joseph Haydn´s mehrsätziger und kraftvoll-voluminös interpretiertem Eröffnungspart „Missa brevis sancti Joannis de Deo“ mit dem Beinamen „Kleine Orgelmesse“ brillierte der gastgebende und 2007 gegründete August-Wiltberger-Chor mit den Instrumentalsolisten von „Camerata Risonanza“ um Thomas Winkler und einem glockenreinen Sopran-Solo von Eliana Schmidt. Es war ein brillantes und grandioses Klangerlebnis. Pfarrer und „Hausherr“ Jürgen Eck begrüßte in der prachtvollen Matthäuskirche mit seinen stilvoll-fokussierten Heiligenfiguren vor vollbesetzten Reihen und versprach einen bunten Herbststrauß mit Wort und Gesang.

Im Dialog ließen mehrfach der Meddersheimer Bernd Schumacher und Kantor Tom Roland Stationen und den Werdegang des streng katholisch erzogenen Lehrers und Ehrenbürger seiner Stadt als Teil der rheinischen Kirchenmusikgeschichte Revue passieren. August Wiltberger wurde gegenüber von St.Matthäus, wo heute der Parkplatz des Ärztehauses ist, geboren. Eine Gedenktafel erinnert an der Malteser Kapelle an den Musik-Professor, Seminarlehrer und Komponist. „Der Mensch heiligt den Ort“ sinnierte Bernd Schumacher eine alte Binsenweisheit, aber von Wiltberger sind kaum Werke verlegt: So gingen die beiden Referenten der Frage nach, warum dennoch der berühmte Sohn der Stadt „(un)bekannt und berufen“, „(un)hörbar und glaubensstark“ sowie „(un)gehört und unvergessen“ ist, weil er meist pädagogisch wirkte und liturgische Texte vertonte. Tom Roland spielte virtuos auf der dafür geradezu prädestinierten Körfer Orgel die Orgelfantasie g-Moll Opus 87 im deutsch-romantischen Stil in allen Facetten und mit allen Registern. Eine Sternstunde war, als die beiden Männer humorvoll-verschmitzt aus Wiltbergers Werken den Unterschied einer Kantate, einer Messe und die kirchenmusikalische Strömung des Cäcilianismus erklärten, wo August Wiltberger mit dem Werk „Die Heilige Cäcilia“ ein klingendes Denkmal für die frühchristliche Märtyrin Cäcilia von Rom setzte, die der gleichnamige Chor musikalisch meisterte.

Am Ende des Tages erhielten Dirigent Martin Reitzig für zwei Bach´sche Orgelwerke und die Instrumentalisten mit Truhenorgelbegleitung für „Air“ aus der 3. Orchestersuite (BWV 1068/2) Extraapplaus. „Es war ein sehr gutes Miteinander mit dem Staudernheimer Cäciliachor verstärkten August-Wiltberger Chor. Intensive Proben bis zur letzten Minute wurden hörbar und waren kulturell ein Highlight“, freute sich der Organisator und Pianist Tom Roland, der mit Beifallsstürmen gefeiert wurde. Bernd Hey.   

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