Monzingen. Am 22. März um 14 Uhr endet die Ära des Monzinger Wehrleiters der Verbandsgemeine (VG) Nahe Glan, Lothar Treßel. Im Bad Sobernheimer Feuerwehrhaus am Johannisplatz wird Max Kraushaar von VG Bürgermeister Uwe Engelmann während einer Feierstunde zum Nachfolger ernannt.

„Stillstand ist Rückstand – das Ehrenamt kommt ohne das Hauptamt und Rechtssicherheit nicht mehr aus, weil die Aufgaben zunehmend komplexer werden“, forderte Lothar Treßel gegenüber dieser Zeitung seit Jahren. Insofern gelte sein Dank dem VG-Rat und sei das Feld mit Max Kraushaar als erstem hauptamtlichen VG-Wehrleiter bestellt, an dessen Seite die beiden ehrenamtlichen Stellvertreter Daniel Grossarth aus Odernheim und Hans- Werner Lamb aus Lettweiler stehen.

Geboren in Sobernheim ist bei dem gelernten Fernmeldehandwerker und bis Ende 2024 in Diensten der Deutschen Telekom seit Kindesbeinen zeitlebens die Feuerwehr mit ganz viel Hingabe und Herzblut erste Passion und sein größtes Hobby. Örtlicher Wehrführer war der Familienvater zweier erwachsener Kinder (19 und 21 Jahre) von 2001 bis 2012, bevor Lothar Treßel zum stellvertretenden Wehrleiter der VG Bad Sobernheim gewählt wurde und dann im Januar 2013 den städtischen Bauhofleiter und jüngst verstorbenen Gerd Baum beerbte. Die Alarmierungen und Einsatzzahlen und das Aufgabenspektrum sind kontinuierlich gestiegen; – 2022 rückten die 33 Wehren der VG Nahe Glan 656 Mal aus, weil oft bei der Tagesalarmbereitschaft die benötigten Feuerwehrleute fehlen und beispielsweise Hundsbach, Schweinschied und Löllbach eine Ausrückegemeinschaft bilden. Ärgerlich seien zu viele Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen oder Notrufe über unbekannte Rauchentwicklung.

„Ich hoffe, dass ich mit moderner Ausrüstung und benötigtem Equipment im Rahmen meiner Möglichkeiten dazu beitragen konnte, die Feuerwehren zukunftsfit zu machen“, denkt Lothar Treßel laut nach. Als er 1979 beim Brand im Anwesen Franzmann bei minus 20 Grad ausrückte, war die Baumwoll-Jacke ruck zuck steif gefroren. Er nennt Fahrzeuge, Digitalfunk und digitale Rufmelder, neue Sirenen, moderne IT für die Einsatzzentrale, Satellitentelefone und Anschaffungen mit den Kameraden der VG Rüdesheim – da schwingt ganz viel Pflichterfüllung, Zufriedenheit und Genugtuung mit.  

„Seitenschüsse“ von Kommunalpolitiker sind vergessen: Nicht alle Wünsche seien umsetzbar. Es allen Menschen Recht zu machen, dieses Privileg wolle er sich nicht anmaßen. Eine Leitung inne haben, bedeute manchmal „leiden“ müssen, sinniert er. Mehr als 70 Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen auf Kreis- und Landesebene stehen in seiner Vita. Zudem war er bei den Hochwasserschutzbegehungen in fast allen VG-Orten zugegen und sachkundiger Experte, weil er bei den Nahe-Hochwasser 1993,1995, 2003 und 2011 sowie im Appelbach- und Ahrtal oder beim drohenden Dammbruch im Stromberger Kalkwerk involviert war. Ein Brandopfer gab es in Lauschied während seiner Ära, mehrere Suizide, Verkehrs- und Bahnunfälle mit Toten. Unvergessen ist der 12. September 2015 am Bahnübergang Monzingen mit fünf getöteten Jugendlichen, was emotional an die Substanz ging und von der Blaulichtfamilie als „Gemeinschaftsaufgabe“ aufgearbeitet werden musste, sagt Treßel. Zwei tödliche Verkehrsunfälle mit Feuerwehrkameraden, teils im Dienst, sind zu beklagen.

Florian Seith vom Führungsdienst der VG Nahe Glan lobte seinen Fleiß: „Gerade nach der Fusion hat Lothar Treßel ganz viele Projekte ins Leben gerufen und dafür viel Zeit investiert. Er hat den Ausbau und die Erneuerung des Sirenennetzes vorangetrieben und sowohl in der VG wie auf Kreisebene begleitet. Im Allgemeinen muss man sagen, dass ein solcher Zeitaufwand als Ehrenamtlicher nicht selbstverständlich ist“.

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Foto oben: Das erste Foto 2012, damals als stellvertetender VG Wehrleiter. Noch zwei Monate sei er bei der VG für den Sirenenaufbau tätig, und danach hofft Lothar Treßel, wieder im alten Bekanntenkreis „so wie früher“ sich ein neues Hobby zu suchen; – in ein tiefes Loch fallen wolle und werde er jedenfalls nicht. Bernd Hey.  

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