Nußbaum. Fünf Stunden lang urwüchsige und 100-prozentige Dorffasenacht vom Feinsten vergingen wie im Flug. Der VfL mit seinen 250 Mitgliedern war exzellenter Gastgeber, scheute weder Kosten noch Mühen und war „on fire“, die Akteure brannten ein Feuerwerk voller Heiterkeit und Frohsinn ab.

Extraapplaus hagelte es für Sitzungspräsidentin und First-Lady Anke Wiechert, die für jeden Aktiven und Helfer in der Bütt einen gereimten Vierzeiler parat hatte und bei der Begrüßung gegen Antisemitismus und rechtes Gedankengut wetterte, gegen Ausländerhass und Hetze einen flammenden Appell aussandte. „Nie wieder ist jetzt, Nußbaum ist bunt – lasst und feiern bis morgen und vergessen die Sorgen“ warb sie zum Wählen gehen.

Professionell eröffnete traditionell Funkenmariechen Aileen Jaborek mit einem  rasanten Gardetanz und im zweiten Teil mit einer Soloeinlage. Den Vortragsreigen eröffnete Sabine Stephan aus dem Gänseweg, die sich im Rampenlicht vom Engelchen zum Teufelchen wandelte. Dann ging es Millionen Jahre zurück in die Urzeit zu Tyrannosaurus Rex und in den Jurassic Park, wo die akademische Koryphäe und Schlossbesitzerin Patricia Sensch mit einem ominösen Worldwite-Voice-Rekorder Stimmungen aus dem Orbit, etwa Gespräche vor 50 Jahren am Mallorca Strand oder das Helau der letzten Nußbaumer Kappensitzung einfing und bei viel Nonsens und Humbug mit ganz viel Herzblut herrlich kalauerte.

Nußbaums „Junges Gemüse“ nahm das närrische Auditorium auf Großbildleinwand einmal mehr auf eine musikalische Zeitreise zu den Queens, Michael Jackson oder Nenas 99 Luftballons mit und wurde gefeiert. Mit ihrer unbekümmerten Art ist seit Jahren Nußbaums Urgestein Katja Jaborek ein Highlight und Bühnen-Garant. In „Szenen einer Ehe“ kroch sie mit ihrem Bruder Dirk Reidenbach unter die Bettdecke und entdeckte als neue Einnahmequelle den Telefonsex. Bei ihrer zweiten Paraderolle als es „Kattsche vom Gadderhof“ ging sie auf Tuchfühlung zum Publikum durch den Saal auf die Bühne und zog alle Blicke magisch an, als sie einen enttäuschten Anblick unter die Gürtellinie des Mannes warf. Da waren Raketen fällig.

Die Nußbaumer Jecken rollten ihrem OB Kai Wiechert den roten Teppich aus. Wie vor vier Jahren feierten sie Donald Trump und der plauderte aus dem Nähkästchen: „Bei den Wahlen siegt, wer die Leit` am meisten belügt“. Aus dem Stehgreif mit amerikanischem Slang war dieser brillante Auftritt mit parallelen zur Naheregion und Kalamitäten vom Breitbandausbau über die Windräder fernsehreif: Nachzählen bei der Bürgermeister- und Landratswahl forderte der Ami; – Nußbaum könne sich vor Sowwerummer Auswanderern kaum retten. Eine Mauer soll bei Monzingen gezogen werden. Unter den Gästen weilten auch die felkestädtischen Heimatmuseumshelfer und Ex-Stadtchef Michael Greiner, selbst der Wolf in Sobernheim und die Rehe auf dem Friedhof in Nußbaum standen im Fadenkreuz. Den „Handwerkern“ um Jan-Philipp Buch, Tobias Buch, Kalli Sponheimer und Basti Saame genügte ein alter Werkzeugkasten, um synchron ganz viel Remmidemmi zu machen…  

In Profimanier und mit stoischer Gelassenheit mimt Thorsten Franzmann seit Jahren sehr authentisch und originell Kultfigur Heinz Becker. „Ich werd´s net erlewwe, dass katholische Parre heirate, awwer vielleicht sei Kinner!“, auch da jagte eine Pointe die nächste.  Sehenswert der Werbespot „Optiker“, wo gestandene Weibsbilder um Marion Gräff sogar ein Hochzeitskleid auf die Bühnenbretter brachten. Die VfL Fußballerinnen traten als Nuba-Chicas und Chicos unter Tamina Hahn auf und sangen „Alte Kinderlieder“. Das VfL Männerballet „Taube Nüsschen“ wurde von Aileen Jaborek und Elisabeth Green gecoacht.  

Alle 18 sehenswerte Beiträge par Exzellent ernteten von proppenvoll besetzten Tischen Ui-jui-jui-au-au-au- Gesänge, Zugaberufe und Pfiffe der Anerkennung, sowie ein dreifach-donnerndes Nußbaum-Helau mit Narhallamarsch. Bernd Hey.

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