Foto oben, 2019: Christoph Schupp, Thorsten Pröschel (mitte) und Peter Steffens (rechts), Alt-Ob, der von 1989-2009 Ortsbürgermeister war.

Limbach. Ortsbürgermeister Thorsten Pröschel wirft hin und trat zum 1. Februar 2025 von seinem Ehrenamt zurück. Der dreifache Familienvater wurde am 11. Juli 2019 ins Amt eingeführt, als Tochter Luise vierten Geburtstag feierte. Tags darauf erblickte Sohn Gustav das Licht der Welt und 2019 wurde die älteste Tochter wurde eingeschult: „Ich habe das Amt sehr gerne und mit viel Herzblut ausgeübt. Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber der Bürgermeister ist das schwächste Glied in der Kette und trägt die größte Verantwortung in dem System“. Deshalb sei nach einer Selbstreflektion dieser Entschluss gereift, wenn nicht längst überfällig. Es sei eine Ansammlung diverser Gründe, zudem „erfahre ich in den letzten Monaten aus verschiedenen Bereichen und Ebenen mangelnden Respekt und Unterstützung gegenüber dem Ehrenamt“, so steht es wörtlich im Rücktrittsschreiben des gelernten Schreiners und staatlich geprüften Holztechniker an die VG Verwaltung Kirner Land.

2024 ist das 1997 mit weit über die Kreisgrenzen hinaus aufsehenerrender Eigenleistung eingeweihte Bürgerhaus „Alte Schule“ aus Brandschutzgründen „gesperrt“ worden, weil der Sollzustand nicht mit dem Ist-Stand kompatibel war. „Mit ein Rücktrittsgrund, der emotional längst nicht erledigt ist“, sinniert Pröschel und ein Beispiel dafür sei, wie Gesetze und Bürokratie vom Bund und Land „aufgebauscht“ und durchgereicht werden: „Ich bin dran, wenn etwas passiert und die Verantwortung ist mir zu groß!“, sagte er.  „An die Wahlurne wählen gehen ist der kleinste Teil einer parlamentarischen Demokratie und aus Protest die AfD als Problemlöser wählen die einfachste und billigste Variante“, denkt der (noch) 40-jährige laut nach. Aber: Das Parteibuch auf niedrigster kommunaler Ebene sei absolut fehl am Platz, daran lässt Thorsten Pröschel kein gutes Haar und keinen Zweifel.  

Außerdem seien soziale Medien oder WhatsApp Gruppen wenig hilfreich und für ein urbanes Miteinander kontraproduktiv: Wenn eine Vielzahl unqualifizierter und ahnungsloser Hinterbänklern ihre Meinungen und Senf beigeben und polemisch ihr Fähnchen in den Wind stellen und wenn dann gleichzeitig in den Ratsgremien Unterstützung ebenso fehlt wie bei den Verantwortlichen Eiern in der Hose: Oft genug habe er sich den Mund verbrannt. Sinngemäß prangert der gebürtige Monzinger ein Parteienklüngel an und zählt politische Farben aller Couleur auf. „Jetzt kam im VG-Rat Kirner Land Blau hinzu, was zu mehr Stillstand führt, weil jeder versucht, sich zu profilieren“.

Zu viel werde auf die VG-Verwaltung geschimpft: „Der Bürgermeister Thomas Jung macht einen guten Job“, er habe eine Verwaltung so übernommen, „wie sie eben hinterlassen wurde und dann kam die Fusion dazu“, sagt Thorsten Pröschel. Und wenn dann im Werksausschuss ein skurriler, belanglos-irrwitziger „gelber“ Fragenkatalog über das Jahnbad abgearbeitet werden muss, weil Wahlkampf ist und das große Ganze auf der Strecke bleibt, schwillt dem äußerst umgänglichen und sympathischen Limbacher der Kamm. „Die BI Limbachtal, die als erster Sachwalter für das Grundwasser als das wichtigste Gut der Bevölkerung eintrat, hat man am langen Arm verhungern lassen, bis sich die Gebührenschraube drehte…. Das steht sinnbildlich für den ganzen Parteienproporz“, und da schwingt ganz viel Unmut mit.

Alfons Ingenhhag nimmt Thorsten Pröschel den Amtseid ab: Stolz sei er auf ein florierendes Limbacher Prinzip unter seiner Ägide, wo im Dorf viele Geschäftsbereiche auf mehrere Schultern übertragen und verteilt wurden, was heuer von vielen Nachbarorten übernommen werde.  

Nach über fünf Jahren sei er erstmals am 1. Februar wieder „ohne Kopfkino“ durch Limbach gelaufen, und da sei eine große Last abgefallen und das sei herrlich-befreiend gewesen, sagte Thorsten Pröschel auf www.heylive.de Nachfrage. Gleichzeitig wurde in der DorfApp bekannt und mitgeteilt, dass die beiden Gemeinderatsmitglieder Philipp Drusenheimer und Christoph Drusenheimer ihr Ratsmandat niederlegen. Wir berichten noch. Bernd Hey.

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