Naheregion. Immer mehr Krankenhäuser melden Insolvenz an. Das Kirner Krankenhaus, übrigens der Geburtsort des Autors, als man noch unbekümmert ohne viel Bürokratismus wohnortnah das Licht der Welt erblicken konnte und die Hebamme >Hebamme! und kein „Entbindungspfleger“ war, steht heuer nach 50 Jahren Kampf auf der Kippe. Das Haus mit 88 Betten und 15o Mitarbeitenden war schon vor Corona defizitär und ist kein Akutkrankenhaus (ohne Notfallstufe) mehr. „Das Krankenhaus in Kirn ist nicht unverzichtbar … eine Fortführung ist aus Sicht des Landes RLP nicht notwendig“, wird öffentlich aus Mainz verkündet. Niederschmetterndes Aus durch die Hintertür? Zugegeben, ohne Sicherstellungszuschlag ist dies ein weiterer Sargnagel. Kommune und Kreis sind hoch verschuldet, dürfen, sollen und können nicht helfen. Bei den schwereren Unfällen in der Region war binnen zehn Minuten der Hubschrauber mit Notarzt vor Ort – insofern hat sich die Notfallversorgung extrem zum Besseren gewandelt. Man denke zurück, als vor 50 Jahren das Kirner Urgestein Wittmann, Lothar Iseke aus Meddersheim oder andere „Sanka“- Ersthelfer mit tatütata durchs kurvenreiche Nahetal in die Uni Mainz rasten. Genosse Trend entwickelt sich exponentiell, man denke nur ans E-Rezept, die Gesundheitskarte, Doc Morris oder Shop-Apotheke, die zu Existenznöten, einem Hauen & Stechen beim Rest führen.

Der Kirner Krankenhaus-Drops scheint gelutscht: seit 50! Jahren währt der Existenzkampf, infolgedessen sich die BI „Rettet das Kirner Krankenhaus“ 1977 gründete. (Foto oben, Demo September 2019). Heute ist die kreuznacher diakonie Träger, Mainz argumentiert, Millionen Euro seien zur diakonie geflossen.
Stell dir vor, mit Prof. Dr. Armin Grau kommt eine Koryphäe der Grünen, MdB, Humanmediziner, Mitglied im Bundes-Ausschuss >Krankenhausreform und ärztliche Versorgung im ländlichen Raum< ins Bürgerhaus „Alte Grundschule“ nach Bad Sobernheim und keiner geht hin. Weil es ein Grüner ist? Wobei mit „Keiner“ Stadtpolitiker gemeint sind, andere, im Gesundheitssystem tätige Mitarbeiter waren da und erläuterten spannende Hintergründe des großen Ganzen.

Imagekampagnen und finanzielle Hilfen zur Rekrutierung junger Ärzte in der Region floppten. Gesundheit sei eine Ware, die von Lobbyistenverbänden unter dem Deckmäntelchen der Qualitätssicherung Profit abwerfen muss, sagte Armin Grau. Und der GBA, der gemeinsame Bundesausschuss beschließt mit der KV Voraussetzungen für das Betreiben von Einrichtungen, wie auch für eine Zentrale Notaufnahme. Dieses Konglomerat an Verwaltungsbürokratie sei „dermaßen hochgegriffen und zum Teil unsinnig, dass Kirn dies nicht ohne Weiteres erfüllen kann“, so Dr. Stephan Horn aus dem Kirner Krankenhaus und hinterfragte in diesem Kontext öffentlich, ob es 95! gesetzliche Krankenkassen braucht! Zertifizierungen seien „heute ein Muster ohne Wert“ – ergo liege das ganze System auf der Intensivstation und werde beatmet und gemolken.

Von einem abartigen System auf Zuruf und mit Fehlanreizen berichtete der leitende Oberarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie am Diakonie Krankenhaus Kirn, Rudolf Benz, in Bad Sobernheim: „Wie will man die ländliche Bevölkerung versorgen, wenn bei aller Leistungsgruppenverteilung Kirn in der Konsequenz zumacht? Welchen Kriterien folgt die Qualitätssicherung?“, hinterfragte er; – es werde mangels Strukturen und Fachärzteschaft künftig samstags und sonntags kein Krankenhaus mehr geben. Man habe mit Auflagen und Verordnungen „Kirn grundsätzlich die Möglichkeit genommen, effektiv und nachhaltig zu arbeiten“, sagte er verbittert. „Geld ist nicht allein der Anreiz, wir leben in und für unsere Heimatregion“, erzählte Andrea Brandenburg, seit 26 Jahren Fachärztin in Kirn: „Die kleinen Krankenhäuser waren und sind Schmieden der Allgemeinmediziner“, argumentierte sie, lange Wartezeiten in den überfüllten Kliniken seien kontraproduktiv. Die Unterstützung querbeet sei kläglich, die Entbudgetierung für Hausärzte spiele in Rheinland-Pfalz keine Rolle und das Hausärztestärkungsgesetz bringe wenig, listete der felkestädtische Facharzt für Allgemeinmedizin, Christian Mann, auf. 70 Prozent der Fachärzteschaft sei weiblich. Da schwang viel Verbitterung in Richtung Politik mit, die die Hände in den Schoß legt. Warum sind defizitäre Schwimmbäder „Daseinsvorsorge“ auf Kosten der Allgemeinheit und mit der Krankeit werden Geschäfte gemacht, auch dies war eine Frage. Bernd Hey.