WWW.Heylive.de tingelt auf der Suche nach spannenden Kuriositäten über die Dörfer. Heute in BECHERBACH bei Kirn. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass in dem Dorf „früher“, Land&Leute, Landwirt und Alt-OB Werner Barth oder sein Vorgänger Walter Schätzel gen Himmel blickend ganz andere Probleme als die Hängematten-Wohlstandgesellschaft heute hatten. Ganz andere.

Eine Besiedlung ist seit der Römerzeit dokumentiert- 1854 wütete ein Großbrand im Dorf und auch Extremwetterlagen und Naturkatastrophen sind im lesenswerten Buch „Durchgangsstationen“ von Rudolf Franzmann, Pfr. Johannes Müller, Else Lobien und Wolfgang Schneider belegt. Das urbane Becherbach war und ist lebenswert, auch wenn der MGV 1863 Becherbach verstummte. Am 26. November 1997 eröffnete dank einem wirtschaftlichen Trägerverein der jahrzehntelang von Renate Schlarb betriebene „Tante Emma“ Dorfladen. In der hochmodernen Kita „Regenbogen“ zählen Otzweiler, Limbach und Heimweiler zu den Zuordnungsgemeinden – Otzweiler und Heimweiler bilden seit jeher das Kirchspiel der ev. Kirchengemeinde Becherbach. Die Pfarrersfamilie Mechthild und Friedrich Mayer prägten seit 1969 das kulturelle Leben, hoben den „Becherbacher Brückenchor“ aus der Taufe und leiteten bis Ende 2025 den Chor der ev. Kirchengemeinde Becherbach.  

„Im Dorf dehäm“ heißt das erste Buch des Becherbacher Originals Werner Barth, der sehr authentisch das bäuerliche Leben von der Wiege bis zur Bahre und schwere Kriegsjahre mit Bombenangriffen widerspiegelt. Er hat seine Schuppen zum Museum gemacht! (Foto oben). Zwischenzeitlich wurde der Roman „Lügen über meine Mutter“ von der in Becherbach aufgewachsenen Daniela Dröscher zu einem gefeierten Bestseller.

Rückblick zwischen Reformation & Halloween: Am 31.Oktober werden Erinnerungen an die Reformation wach, als Martin Luther anno 1517 seine 95 Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg hämmerte. Ein brillantes Schauspiel führte eine Laienspielschar 2009 rund um die Becherbacher Kirche vor laufenden TV-Kameras sowie 2011 um die Stiftskirche St. Johannisberg (Hochstetten-Dhaun) auf und sorgte weit über Kreisgrenzen hinaus für Furore. Mit von der Partie waren die Lichtenberger Burgfräuleins und  Burgmannen um Achim Engel (Becherbach), die sich fetzten und ein scharfes Schwert führten und in der Folge als Clique im Jahre des Herren MMXV („Anno Domini 2015“) gründeten. Fotos unten in St. Johannisberg.

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„Kaiserliche Majestät, hochwohlgeborene Kurfürsten, edle Ritter, stattlich-holde Frauenzimmer, Volk von St. Johannisberg und aus den benachbarten Gemarkungen, dies ist ein ganz besonderer Tag“, begrüßte 2011 Pfr. Volker Dressel ergriffen in einer nicht alltäglichen Anrede. Martin Luther habe oft mit sich gehadert und um Gottes Hilfe gefleht. Solch ein Spektakel und den voluminös gesungenen Eingangschoral „Sonne der Gerechtigkeit“ dürfte die kleine Stiftskirche seit ihrer urkundlichen Erwähnung 1283 noch nicht erlebt haben, schwärmte er. „Ich denke, es ist Heiligabend. Aber: Wie geht sie auf, die Tür zum Paradies? Das Volk lechzt nach Befreiung und Veränderung“, rief Dressel aus, und gab die Kanzel frei für den Dominikanermönch und papstreuen Ablassprediger Johannes Tetzel. Der frühere Becherbacher Pfarrer Horst Grothe spielte diesen Part; – sein Widersacher war Frederik Fisher als Martin Luther, der sich vor den Augen des Kaisers (Steffen Barth), vor Klerus und Volk in Gestalt der Kurfürsten in prächtigem Gewandt mit Hermelinüberwurf fetzige Wortscharmützel mit Tetzel lieferte. Ein Faszinosum – ganz großes Kino. Chapeau! 2017 im Lutherjahr wurde in einer Hommage erneut in Becherbach die Zeit um 500 Jahre zurückgedreht und voller Leidenschaft und Dramaturgie das Reformations-Schauspiel als das epochalste Ereignis seiner Zeit aufgeführt. Bernd Hey.    

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