Weiler bei Monzingen. Beim erstarkten und neu firmierten MGV/Gemischten Chor Weiler gastierte im Gemeindehaus Gerd Kannegieser mit seinem 21. Programm „Es Knerzje. -Awer mit Budder!“ und erntete Beifallsstürme. „Wir haben Ausschankgenehmigung bis morgen früh, und wer dann noch will, ist beim Aufräumen eingeladen – niemand wird heimgeschickt und Kannegieser darf jederzeit wiederkommen“, so berichtete unsere Zeitung zuletzt am 12. Februar 2014 an gleicher Stelle über einen Gastauftritt bei den Landfrauen. Nach 3.780 Tagen war es soweit: der einst von acht Mannen jetzt mit 25 Stimmen zum Gemischten Chor erstarkten MGV um seinen Ersten Vorsitzenden Markus Hartmann lud den Comedian ein, und war exzellenter Gastgeber.

Und nach zehn Jahren dieselbe Gage machte Lust und Laune und Kultur auf dem Land in der Weinbaugemeinde vor vollbesetzten Reihen erschwinglich; – zumal der extrovertierte Künstler mit „Qualität und Quantität seine große Fangemeinde restlos begeistert, jeden Cent wert ist“, wie zahlreiche Zuhörer wie Markus Steines in der Pause nach 90 Minuten in höchsten Tönen lobten. Mit Akkordeon schob symbolisch quasi zwei Mal Alt-OB Gerhard Schmidt zum Schlager „Theater“ von Katja Ebstein bei dem stimmungsvollen Kabarettabend den Vorhang beiseite.

Hintersinnig mit Verve und humorigem Wortwitz, dynamisch und geistig topfit ging der 65-jährige sofort auf Du&Du-Tuchfühlung zum Publikum („hascht Du mei Opa gekennt?“) und schöpfte aus einem prallvollen und pointenreichen Füllhorn, aus dem 21. Programm und viel Alltagstrott und Lebensweisheit. „Ich begreif´s net!“ springt der frühere Deutschlehrer und Kumpeltyp aus dem nordpfälzer Berglandort Hinzweiler wie Kai aus der Kiste auf einen Stuhl und untermauert Grimassen-schneidend von oben herab als Erklärbär verquere Gedankengänge. Kopfkino in Perfektion, wenn er querbeet die Evolution vom Yeti über Felsenmalerei, den Hunnenkönig Attila vor den Toren der Barbarossastadt bis zum Schocking-Wander- Outfit, dem Aufschnitt, oder der Buchstabensupp` ins Rampenlicht hier und jetzt rückt und mit Letzterem beim Suppe-auslöffeln die Herkunft „der Schöpfer“ assoziiert. Warum alles verschlimmbessern? Die Speisekarte mit Fremdworten ist deshalb nicht besser geworden, nur teurer, und: „ich versteh´ nix!“. Nein, Veganer wird er nicht mehr: Klar riecht die Wutz aus dem Backofen viel besser als im Stall! Außerdem kann sie fortrenne. Vor seinen geistreichen Eskapaden ist keiner gefeit und bei all den Fragen die ihn, Gott und die Welt, beschäftigen, habe er ein Faible für das Kleinkunst und –künstler-Gen und erinnert sich gerne an seine Anfänge, auch wenn ihm bis dato nicht wie bei einem Rockkonzert handlaue Ritzeflitzer oder Unterhosen zugeworfen wurden. Was soll`s? Auch eine Sonate mit drei Sätzen und Applaus ohne Ende fuchst ihn: „Wieviel tausend Sätze mach` ich dann?“ Und wenn er dann alle „Kalamitäten, alles Neie, des Menschen Unverstand“, was er nicht kapiert, mit seiner Frau bespricht und die nur „Dummschwätzer“ für ihn übrig hat, ist das Chaos perfekt. Aber: Der Gerd Kannegieser darf wieder nach Weiler kommen. Jederzeit!

BUZ: Gerd Kannegieser gastierte zur Freude der restlos begeisterten Fangemeinde im Gemeindehaus in Weiler. Foto: Bernd Hey.

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