Bad Sobernheim. Mehr als ein halbes Jahrhundert ist Gerhard Engbarth, Jahrgang 1950, Autor und Kolumnist, Musikant, Bluesikant und ein extrovertierter kulturschaffender Mundartpoet, Brückenbauer und Zeitzeuge auf der Kleinkunstbühne weit über die Region hinaus.  

Nicht nur prominente Politiker wie Kurt Beck, Rose Götte, Julia Klöckner oder Dr. Denis Alt sondern auch der Trierer Weihbischof, Kirn Alt-Bürgermeister Martin Kilian aus Daubach, der Geschäftsführer der Rhein-Zeitung, Thomas Regge, der Leiter der Reifenbauerfirma Michelin aus Bad Kreuznach, Christian Metzger, oder die ehemalige deutsche Weinkönigin Angelina Kappler – alle waren auf seiner Couch zu Gast in der Sobernheimer Runde. Ende Juni 2024 sind es 139 an der Zahl, außerdem erscheint von ihm als Kolumnist immer freitags im Öffentlichen Anzeiger eine Rubrik, bislang sind es über 650.

Und wer es bei Gerhard Engbarth einmal bis ins Allerheiligste geschafft hat, wer in sein akribisch aufgeräumtes Archiv mit Dutzenden Aktenordnern, Kassetten, CD´s, Singles und Langspielplatten vorgedrungen ist, staunt aufgrund einer Vielfalt von Datenträgern und Medien regelrecht Bauklötze. Letztere stammen aus der Zeit zwischen 1972 bis 2000, als der so genannte „Roadie“, als Tournee-Begleiter tätig war. Horst Lippmann (Lippmann&Rau) ermöglichte ihm, dass er die Tournee des American Folk Blues Festival 1972 begleiten, „mittouren“ durfte. Für „The Five Blind Boys of Alabama“, Georges Moustaki, Roosevelt Sykes oder Tal Farlow war er als betreuender Begleiter im Background tätig und ist auf LP´s von Bukka White, Champion Jack Dupree, Carey Bell oder dem legendären Louisiana Red, mit richtigem Namen Iverson Minter, vertreten, der mehrfach auf der Kirner Kyrburg gastierte und Engbarth gern und oft besuchte. Diese Jahre haben ihn geprägt, sein Herz und seinen Horizont erweitert.

Geboren im Kreuznacher Franziska-Stift besuchte der Sowwerummer Bub einst die katholische Volksschule und das staatlich-neusprachlichen Gymnasium, das heutige Emanuel-Felke-Gymnasium, bevor er in Lehr- und Wanderjahren hinauszog, die Welt zu entdecken. Seine Studienzeit verbrachte er bis 1972 in Frankfurt am Main, ein Medizinstudium musste er abbrechen, weil er kein Blut sehen konnte.

 Gerhard Engbarths öffentliche Auftritte als Geschichtenerzähler, Autor, Poet und Kabarettist, ob beim Meddersheimer Weihnachtsmarkt oder im Kirner Gesellschaftshaus unterm Dachjuchee bei der VHS und Fritz Bischof reichen weit zurück bis 1972. Seine musikalischen Veröffentlichungen und Auftritte, lyrische und hintersinnig-heitere Anekdoten, sowohl herzerfrischend-pointiert mit viel Lebensweisheit ohne den erhobenen Zeigefinger, verknüpft mit Mundart-Blues und seine Auszeichnungen in fünf Jahrzehnten würden Bände füllen. 1998 erhielt er den Kulturpreis der Kochendörfer-Stiftung der Stadt Bad Sobernheim, „Das Goldene Herz“, 2007 war er Preisträger des Kunstpreises von Lotto Rheinland-Pfalz. Im Herbst 2023 gewann er in Koblenz den mit 2.500 Euro dotierten Preis für sein humoristisches Gedicht „Die Hopfnung“, was bei der hochkarätig besetzten Jury Anklänge an Joachim Ringelnatz und Christian Morgenstern auslöste. Gerade hat er sein drittes Geschichtenbuch „Nie stimmt immer alles“ veröffentlicht, auf dessen Titelgrafik er quasi als „Eyecatcher“ verkehrt herum auf einem Esel sitzt.  

Mit Fug und Recht loben Zeitzeugen Gerhard Engbarth als einen Kulturschaffenden, Kümmerer und Brückenbauer. Nach einem halben Jahrhundert war es dem Künstler ein besonderer Herzenswunsch, allen Förderern, Sponsoren und Weggefährten einmal Dankeschön zu sagen: Justizrat Dr. Hans-Gert Dhonau und Gudrun Wiest von der Bürkle Stiftung, der Einrichtungsleiterin Britta Schelian vom Bad Sobernheimer Hüttenberg sowie dem Team um Marietta Heiler-Eckes von der Seniorenresidenz Felkebad:

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„Diese Veranstaltungsorte sind durch ihre Herzlichkeit ein Heim für mich geworden. Dort fühle ich mich gut aufgehoben“, sinniert er. Und natürlich gilt der Dank allen Lesern des Öffentlichen Anzeigers für ihr „Feedback“, ihre Rückmeldungen auf seine Kolumnen sowie den Besuchern und Gästen in der Sobernheimer Runde. 

Es gelte „Kontakte zu pflegen, dranzubleiben“, denkt er laut nach. Beispielsweise musste Katharina Binz, die stellvertretende rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin und Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration wegen ihrer Babypause am vereinbarten Termin im Juni absagen, kommt aber dafür am 4. September 2024 in die Sobernheimer Runde in der Seniorenresidenz: „Spannende Leute aus allen Schichten der Gesellschaft haben schon bis November 2025 zugesagt“, freut sich Engbarth. Noch immer schwärmt er vom Besuch der ehemaligen Deutschen Weinmajestät Angelina Kappler, die im März 2024 zu Gast war und wo es „menschelte“, weil sie ihr Herz ganz weit öffnete, authentisch und ehrlich die Zuhörer auf ihrem Lebensweg mitnahm und nicht nur von der Schokoladenseite berichtete.

Auszüge aus dem Gästebuch: Die Sobernheimer Runde ist eine Schatzkammer an Lebensgeschichten. Schön, dass ich dabei sein durfte und dass sie weitergeht“, schrieb Pfarrerin Sabine Richter. „Wie haben Sie das bloß geschafft, lieber Herr Engbarth, dass so viele Menschen zusammenkamen, nur um mit einem Gast zu reden?“ war Dr. Rose Götte, die frühere Kultusministerin in Rheinland-Pfalz, überrascht.

„Lieber Herr Engbarth, herzlichen Dank für diesen schönen Abend. Es waren tolle Menschen dabei und eine Atmosphäre, als wäre man zu Hause“, so Thomas Regge, Geschäftsführer der Rhein-Zeitung, in seiner Reminiszenz. „Menschen plastisch, ja greifbar zu machen, ist dein Ziel, weg aus der Anonymität, hin zum Miteinander durch Kommunikation. Die Gesellschaft braucht so etwas“, lobte der Arzt für Rückenchirurgie Dr. Thomas Hallbauer. „Mit der Sobernheimer Runde haben sie ein wunderbares Instrument geschaffen….Man merkt Ihnen an, dass Sie Menschen gerne mögen und eine wunderbare Gabe haben, auf sie einzugehen“, schrieb Dr. Ulrike Osten-Sacken, ärztliche Leiterin des Landeskrankenhauses Meisenheim. „So schnell kann ein Abend dahinfliegen. Danke für die witzig-unterhaltsamen Momente. Danke für die Herzlichkeit und Offenheit; – Bad Sobernheim ist immer ein Gespräch wert“, schrieb die Politikerin Julia Klöckner. „Ich war am 2. März 2016 Dein 75. Gast. Gefreut hat mich auch der Zeitungsartikel … es tut gut, auch einmal Lob und Anerkennung für geleistete Arbeit zu erhalten“, dankte Ottokar Nowicki aus Kirschroth, einst Polizist, Mitarbeiter im Weißen Ring und Betreuer. „Lieber Gerhard, du bist ein wahrer Brückenbauer“ lobte Trauerrednerin Carmen Bonnke. …

Gerhard Engbarth selbst lächelt und resümiert ergänzend: „ Und gerade heute, wo die Gesellschaft auseinanderzufallen droht, sind Brückenbauer wichtiger denn je zuvor.“

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 Das weit und breit einzigartige Talk-Show Format für die Sobernheimer Runde = „ SOe“  – Hier die „Gebrauchsanleitung“:

An jedem ersten Mittwoch im Monat um 19 Uhr lädt Gerhard Engbarth zu wechselnden Veranstaltungsorte in der Felkstadt ein. Die Teilnahme ist frei und für jedermann offen, eine Spende in den Hut als Deckung der Kosten ist willkommen. In der SOe erzählen Menschen von sich und ihrem Leben, ihrer Kindheit, dem beruflichem Werdegang und den Zielen, von ihren Sehnsüchten, Träumen und Visionen, und von den Lehrern, die sie „gezogen haben“ aus Erfolgen und Misserfolgen, aus Gelingen und Scheitern. Die Teilnehmer der SOe bilden in der Tat eine Runde und sitzen im Kreis. Die Stimmung lässt sich beschreiben als freundschaftlich, offen und interessiert, was zeigt: Das spannendste Thema für Menschen sind Menschen, wenn diese sich öffnen und andere an ihrem Leben teilhaben lassen.

  • Rollen & Ablauf
  • 1.Der Moderator
  • Er eröffnet und beschließt den Abend und führt das Gespräch mit dem Gast. Nach dessen Begrüßung wird die rote Eieruhr umgedreht. Sie läuft zehn Minuten, in denen der Gast seine wichtigsten, biografischen Daten vorstellt. Danach wird das Gespräch im Dialog mit dem Moderator weiter geführt. Der Plan für den Ablauf in der Übersicht:
  • 2.Die rote Eieruhr
  • In einem Statement von maximal zehn Minuten teilt der Gast seine biografischen Daten mit:
    • Wo ist er aufgewachsen und zur Schule gegangen?
    • Was waren seine Träume und Lebensziele als junger Mensch?
  • >Was waren die Stationen der beruflichen Karriere?
  • >Gibt es in seinem Leben einschneidende Wendepunkte?
  • >Was treibt ihn und was trägt ihn?
  • 3. Die Lieblingsgeschichte
  • Unser Gast erzählt seine Lieblingsgeschichte: eine Geschichte, die er besonders gerne mag, egal ob wahr oder erfunden, ob Parabel oder Witz.
  • Die Was-wäre-wenn Frage
  • Drei mögliche Fragen an den Gast bilden den Ausklang des Gespräches
  • >Wenn er in seinem Leben etwas anderes machen könnte, was wäre das?
  • >Wenn er seinem Kind einen einzigen Rat geben könnte, welcher wäre das?
  • >Wenn die Wunschfee die Erfüllung eines einzigen Wunsches gewährte, welcher wäre das?

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Zu den Fotos: Gerhard Engbarth zieht nach 650 Kolumnen im Öffentlichen Anzeiger und nach über fünf Jahrzehnten als extrovertierter Künstler ein Resümee voller Dankbarkeit. In den Händen hält er die Insignien der beliebten Sobernheimer Runde, jeweils am ersten Mittwoch eines Monats, bislang 140 an der Zahl: Ein Stein von Rudi Teuscher, die Klingel und die rote Eieruhr. Fotos: Bernd Hey.

Die heute 82-jährige Pfarrersfrau , Kantorin und Kirchenmusikerin Mechthild Mayer aus Meisenheim war 122. Gast bei Gerhard Engbarth. MdB Julia Klöckner war auch da. Ganz unten eine Buchbesprechung in eigener Sache.

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