Hundsbach: Zeitzeuge Hans Philippi, damals 15-jähriger Wagner-Lehrling erinnert sich an zwei Angriffe am Mittwoch dem 14. Februar 1945, morgens gegen 10.30 Uhr und nachmittags kurz nach 14 Uhr. Zwei Tage später, freitags am 16. Februar 1945 flog die im französischen Saint Dizier zwischen Metz und Paris stationierte 394. Kampfgruppe in Lockheed P-38 Kampfflugzeugen auf die Kommunikationsaufklärungsschule erneut Angriffe. Fakt ist, dass jeweils 12 Maschinen mit zwei Bomben bestückt und bei drei Angriffen 72 Bomben abgeworfen wurden. Glücklicherweise viele außerhalb des Ortes. Dies geht aus genehmigten Unterlagen aus dem US Air Force Pentagon aus deren Forschungsabteilung hervor (Foto oben).

Und weiter: Anders als beim ersten Angriff, als die Flugzeuge mit 1000 Pfund Bomben und mit zehn Sekunden Verzögerungszündern beladen wurden, waren bei den weiteren Einsätzen in Hundsbach sofort explodierende Aufschlagszünder an den Bomben montiert, die Piloten flogen aus nordwestlicher Richtung Sien/Otzweiler übers Kreuz an und verwendeten die konventionelle Sturzflugtaktik.

Jan Hey wohnt „ Auf dem Kreuz 2“ – er pflegte 2015 die Homepage www.hundsbach-rlp.de der Gemeinde. Das Haus wurde damals total zerstört und wieder aufgebaut – der Gewölbekeller konnte erhalten werden. In dem aktuellen Schreiben aus dem US-Pentagon aus dem Jahr 2015 heißt es dazu weiter, Zitat: „Fotos von der Luftaufklärung nach der Bombardierung machten deutlich, dass die Spionageschule, die Funkstation, sowie weitere 39 Gebäude ausgebombt wurden. 75 Prozent von Hundsbach waren zerstört oder in Mitleidenschaft gezogen. Es gab keine Anzeichen von weiteren Aktivitäten im Ort – Hundsbach gleicht einer Geisterstadt“, so Captain (Hauptmann) Brennan, der diesen Einsatz leitete und aktenkundig rezitierte: „Alle Objekte zerstört“. 

Aus den vorliegenden Aufzeichnungen „The Dynamite Gang“ von Richard Groh geht klar hervor, dass Hundsbach anfangs ursprünglich bei der ersten Angriffswelle verschont blieb, denn:  „…dreizehn weitere 1000 Pfünder und sechs Fässer mit Napalm verwandelten das Gebiet in ein Meer aus Flammen. Unglücklicherweise war es der falsche Ort. Die Wolken bedeckten das vorgesehene Ziel (Hundsbach) und gingen sechs Meilen östlich von Hundsbach nieder“, so der Rapport.

(Foto oben: Gedenkstein an 16 Opfer auf dem Friedhof Hundsbach) >Erste Tote und Verschüttete war zwei Tage zuvor die etwa 14-jährige Lydia Venter – auch Hans Philippi war zwei Mal verschüttet und hat in der Familie Opfer zu beklagen. Nicht Brände, sondern Trümmer waren das Problem. Insgesamt waren bei den dreitägigen Bombenangriffen 16 Tote, darunter ein auf dem Becherbacher Friedhof beerdigter polnischer Zwangsarbeiter und ein Franzose zu beklagen, die bei Aufräumarbeiten in Hundsbach halfen. Letzterer wurde noch ins Krankenhaus eingeliefert, wo er starb. Zu den weiteren Opfern zählten Ernst Philippi, Wilhelmine May, Wilhelm Philippi, Philipp Kreuscher, Anna Kreuscher, Helene Forster und Karl Schiel aus Hundsbach. Maria Gerlach aus Wattenscheid, Ewald Becker und Anna Karges (Weiden). Aus Otzweiler Friedrich Lamneck und aus Schweinschied Otto Fritz. Charlotte Haubert aus Hundsbach wurde am 7. Mai 1945 unter den Trümmern ihres Hauses gefunden.

Und warum Hundsbach? Einziger Grund für die Bombardierung waren laut Pentagon etwa zehn vermutete Geschützstände, Mannschaftsunterkünfte sowie eine Spionagestation, was Hans Philippi jedoch heute dementierte. Im Ort brach Panik aus, die Menschen flüchteten in die Wälder oder zu Verwandte in die umliegenden Orte und wurden aufgenommen. 2015 anläßlich des 70. Jahrestages fand in der evangelischen Kirche in Hundsbach ein Gedenkgottesdienst statt, den Superintendent Marcus Harke leitete, der ein Jahr später, im Oktober 2016 plötzlich, 61-jährig, verstarb. In diesen Kriegstagen im Februar 1945 wurde zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 auch Dresden im Freistaat Sachsen von alliierten Bombern angegriffen —über 25.000 Menschen starben. Bernd Hey.

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