Merxheim. Eisiger Wind blies über die Nahewiesen, während in der ausverkauften Merxheimer Narrhalla eine fünfstündige Prunksitzung des 270 Mitglieder zählenden Fastnachtsclubs „Merxheimer Wind“ unter dem Motto „Wikinger & nordische Mythen“ über die Bühne fegte. Wickie und Pippi waren allgegenwärtig. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk oder bei dem sprichwörtlichen „Rot` Mopedche“ ging die Post ab. Unter Sitzungspräsidentin Alina Caesar jagte ein Höhepunkt den nächsten; – namentlich wirkten über 110 Akteure mit; – Heiterkeit und Frohsinn waren bei rasanten Choreografien und brillanten Beiträgen Trumpf. Merxem Helau! Nächstes Jahr, 2026 ist 33. Jubiläum.

Schon der majestätische Einzug des Elferrates im martialischen Wikinger-Outfit war optischer Eyecatcher, dem die grün-gelbe Jugendgarde (Leitung: Leonie Schäfer und Marie Bendlage) den ersten Gardetanz folgen ließ. Hahn im Korb der 12 Mädels war Ole Engelmann.
Und gleich zu Beginn beim urigen „Dorftratsch“ lasen die vom Bier-Hahn gesponserten Protokollerinnen Silke Engelmann und Corinna Martin dem rasenden Reporter des „Öffentlichen“ die Leviten und stellten ihn in den Senkel: Narhallamarsch! Ihre Botschaften waren keine Fake-News, auch wenn sie sich so anhörten: „Die Gärtnerei will zumachen, die Apotheke aach“, stand im Öffentlichen, aber zum Glück gebe es den Kartoffel-Kistner samt Lieferservice – und die klangvollen Grumbiere-Sorten wurden bejubelt, erinnerten die Namen doch ans Rotlichtmilieu. Der Maibaum wurde abgesägt, Hecken abgeflämmt, und die Gemeindediener wurden zum Dreigestirn, Prinz Volker, Bauer Robby und Jungfrau Markus, geadelt. Richtung Flugplatz störte sie ein Containerdorf, ebenso die gebuddelten Löcher im Ort. Die Qual der Wahl um den Merxheimer Ortschef Egon oder Fred und im Kreis Dickes oder Dahm wurde genüsslich zelebriert und durch den Kakao gezogen wie Volker Wissing, der „im Amt klääwe bleibt“.

Die Montagsgruppe des TV Merxheim um Irene Zerfass füllte mit rhythmischem „hey-ho“ samt wogendem Wickinger-Schiff die Bühne. Reaktiviert wurde die Gruppe Forbännt mit Ramona und Oli Wöllstein, Jörg Maiwald, Ralph Biermann und Andreas Schmitt. Das Nachthemdenquartett probte für die Teilnahme am ESC, kalauerte über die neuen Sirenen, Glasfaser-UGG und nahm bei Stoltenbergs Windpark auf der Merxheimer Höhe auf der Raketenabschussrampe das restlos begeisterte närrische Auditorium zu den Klängen von „Major Tom“ in andere Sphären mit.
„Rebecca & Larissa“, Evi Pies und Lisa Klostermann, landeten einen Volltreffer: Professionell erklärten sie mit naiven Schachtelsätzen die Welt, fokussierten pedantisch den Klimawandel, das Fischsterben und Plastikmüll. Mit stoischen Attributen wie „voll komisch“, „ich schwör´s“ oder „ey Mann“ verdienten sie sich im Stile von Comedian Carolin Kebekus oder Cindy aus Marzahn Raketen und Extraapplaus. Ebenso wie die „Hefeteilcher“, die innig ihre Speckröllchen und HüftgoldHüftgold rühmten, Margit Bankauf und Anke Grub, die freizügig aus Malle berichteten, die „Houseweiber“ mit rasanten Tanzeinlagen, oder die Theatergruppe „Vergess de Text“, die ihrem Namen alle Ehre machte. Alle sind Garanten der Merxheimer Saalfastnacht und wurden gefeiert. Die Große Garde (Leitung: Jessica Ottenbreit) wuchs mit einem Showtanz und einem Gardetanz über sich hinaus und war Augen-und Ohrenschmaus. Jörg und Ralf Maiwald brillierten in unnachahmlichem Stand-up-Comedy vom Feinsten – das Männerballett war weiteres Sahnehäubchen.