Nahe-Glan. Ob eine Stromstörung „Blackout“ oder „Braunout“, Türöffnungen, vollgelaufene Keller nachts am 28. August 2022 in Rehborn und in Raumbach, eine angefahrene Katze in Breitenheim, die Brandwache bei der Johanniskerb in der Felkestadt oder in der Heimbach in Meisenheim: Die Feuerwehr, dein Freund und Helfer, ist stets zur Stelle.

Erstmals informierte der VG-Wehrleiter Lothar Treßel anhand eines übersichtlich-grafischen Organigramms detailliert über Uhrzeit, Art und Umfang sowie Einsatzstärke im Jahr 2022: 288 Alarmierungen sind Rekord, zu den Einsätzen rückten 656-mal die 33 Wehren in der VG Nahe Glan aus, wobei auch 93 Fehlalarme registriert sind. 18 Prozent davon wurden durch Brandmeldeanlagen (BMA) in Betrieben ausgelöst. Technischer Defekt, Unfug im Bereich der BMA oder angebranntes Essen auf dem Herd seien weitere Gründe – zwar Alltagsgeschäft, „jedoch sehr ärgerlich für uns“, konstatierte Lother Treßel. 41 Mal wurde zu Bränden alarmiert, 27-mal zu Verkehrsunfällen und 22-mal wurde der Rettungsdienst unterstützt. Vier Personensuche, 47 technische Hilfseinsätze und vier Mal Stromausfälle sowie zwei Dutzend sonstige Einsätze wie etwa das Ausleuchten eines Hubschrauberlandeplatzes. 2022 stehen fünf Einsätze mit Todesfolge zu Buche. Tendenz ist, Verkehrsunfälle nehmen zu. Mehr als zwei Dutzend Mal wurde die in Bad Sobernheim stationierte Rettungshunde-Ortungs-Technik Staffel RHOT III des Landkreises zur Personensuche angefordert und war sehr erfolgreich.

Zum Vergleich: 2021 waren es 245 Einsätze, ein Jahr zuvor 259 Feuerwehreinsätze. In diesem Jahr stehen bereits 36 Einsätze zu Buche. Ein Beispiel: Innerhalb von drei Wochen rückten Meddersheim und Kirschroth mehrmals zwischen 20 und 24 Uhr in die Naheweinstraße 41 „wegen Türöffnung / Notruf, hilflose Person“ aus und wurden über die örtliche Sirene alarmiert.

Das Alarmierungssystem bei der integrierten Leitstelle Bad Kreuznach ist mit Dutzenden Alarm-Stichworten derart gefüttert, das die Wehrleitung vor Ort in jedem Ausrückebereich sofort Bescheid weiß. Brennt beispielsweise eine Mülltonne in Monzingen, wird die örtliche Wehr alarmiert, brennt ein Wohnhaus, werden sofort mehrere Wehren angefordert – insbesondere tagsüber, weil die Personalkapazitäten geringer sind.

Apropos Sirenenalarm: Der Starkton-Sirenenumbau hat begonnen. Kreisweit ist mit der Firma Hörmann die ersten Begehungen geplant, damit der Aufgabenträger noch 2023 seiner Informationspflicht für die Bevölkerung zur Gefahrensituation nachkommt. Bei einem Starkregen in Kirschroth kann beispielsweise gezielt die Sirene in Meddersheim angesteuert und über Lautsprecher gewarnt werden, dass der Altenberger Bach ansteigt. 

Das Feuerwehr-Fahrzeugkonzept steht bis 2030. Ein Leistungsverzeichnis für zwei Tanklöschfahrzeuge mit 3000 Liter Wasser an Bord („TLF 3000“) für Wald- und Flächenbrände ist erarbeitet. Die Fahrzeuge werden in Meisenheim und Monzingen stationiert – außerdem ein Mehrzweckfahrzeug 3 für Meisenheim; – jetzt in der ersten Märzwoche 2023 wird die Sammelbestellung in Kooperation mit der VG Nahe Glan, der Stadt Kirn und dem Katastrophenschutz des Kreises von der Kreisverwaltung KH in Auftrag gegeben.  Derzeit werden die Kosten für das seit Jahren geplante Feuerwehrhaus Monzingen ermittelt. Und wie ist der Sachstand Feuerwehrtechnische Zentrale (FTZ) oder eines Dienstleistungszentrum (DLZ) für die VG Nahe Glan? „Ich weiß nicht, ob ich das als Feuerwehrmann noch erlebe“, sinnierte Treßel. Das Ehrenamt ohne das Hauptamt habe auch in der VG Nahe Glan auf Dauer keine Zukunft; – zudem müssten jetzt Entscheidungen getroffen und Rechtssicherheit in eine sichere Zukunft geschaffen werden, dies gelte für Gerätewarte wie für die Wehrleitung. „Momentan hat der VG-Haushalt Priorität, aber: Wir dürfen uns nicht in Sicherheit wiegen, außer der Massenkarambolage bei Steinhardt blieben wir glücklicherweise von Starkregen und Hochwasser und bei unseren großen Firmen, Industrie- und Gewerbebetrieben an Nahe und Glan verschont“, gibt er zu bedenken – aber stetig steigende Anforderungen und Einsätze in Zeiten des Klimawandels sind da. Andererseits werden die 600 aktiven Feuerwehrleute immer weniger, weshalb demnächst im Amtsblatt insbesondere in Auen und Winterburg aber auch in Abtweiler, Raumbach, Schmittweiler oder Löllbach massiv um Wehrleute geworben wird.

Was ist der größte Wunsch des VG Wehrleiters Lothar Treßel aus Monzingen? „Dass immer alle gesund vom Einsatz zurückkehren. Das ist keine Floskel“, sagt er gedankenvoll und denkt noch immer schockiert genau ein Jahr zurück, als am 25. Februar 2022 um 17.18 Uhr die Einheit Bad Sobernheim zu einem Verkehrsunfall gerufen wurde und ein Kamerad schwer verletzt wurde und verstarb. Nach der Fusion wurde der (noch) 61-jährige 2020 für weitere zehn Jahre gewählt, diese Amtszeit werde er nicht ganz erfüllen, die Arbeit im Team mit Hans-Werner Lamb aus Lettweiler und Daniel Grossarth aus Odernheim sei sehr gut. Auch die Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst und die Unterstützung der Kameraden in den Nachbar VG´s Rüdesheim oder Kirner Land und mit den Polizei-Inspektionen Kirn und Lauterecken sei vorbildlich, lobte Lothar Treßel. >>> Zu den Fotos: schwerer Unfall in der Hottenbach 2023

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