Bad Sobernheim. Unter der Überschrift „Wohnen auf dem Land ist Leben – Zukunft gestalten mit Hilfe der Vergangenheit“ nahmen Schüler des Emanuel-Felke-Gymnasiums (EFG) am 28. Geschichtswettbewerb mit der Überschrift „Mehr als ein Dach über dem Kopf“ unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten teil und waren sehr erfolgreich.

Das Projekt dauerte über ein Jahr, bundesweit beteiligten sich 5.600 Jugendliche mit 1.651 Beiträgen: Vergangene Woche kehrten die Schüler der „AG Spurensuche“ freudestrahlend mit ihren begehrten Urkunden und einem Preisgeld von 500.- Euro aus dem Mainzer Landtag zurück, zwei Tage später präsentierten die Pennäler im vollbesetzten Foyer des Emanuel-Felke-Gymnasiums ihren Wettbewerbsbeitrag anhand von acht Plakaten samt 17 minütigem Hörspiel und Videoclip, dankten den befragten Zeitzeugen sowie dem pädagogischen Fachpersonal am EFG, Diana Pfeifer-Blaum und Thomas Kiefer, Vertreter Andre` Becker sowie Schulleiterin Britta Sturm und dem Hausmeister Eugen Heinzelmann.

Die Gretchenfrage lautete: Wie war das damals am 15. März 1945, als die Panzersperre in Winterburg weggeräumt wurde und Bockenauer erstmals Amis und amerikanische Panzer sahen? Als im Ort Heimatvertriebene bis zu 15 Prozent der Bevölkerung stellten und man Leute aus den großen Städten aufnehmen musste. Wie gestaltete sich aus dem nichts heraus vor 70 Jahren in der Naheregion das Wohnen und Leben in Wirtschaftswunderjahren?

Maya Kißling und Lina Zimmermann vom EFG erläuterten die Ausstellung, prägnant und anschaulich erklärten Noah Scherer, Ben Schmidt, Jonathan Lipps, Nathanael Blaum und Laura Gödel die Plakate und Medien, Kooperationspartner war das Bauunternehmen Bott. Weitere Bausteine zur Dokumentation suchten und fanden die Schüler in der Heimatwissenschaftlichen Zentralbibliothek in Bad Kreuznach; – Ortschroniken waren wertvolle Info-Quellen.  

Neben Bockenau, Pferdsfeld und Oberstreit stand die Dorfschule in Auen, eine Familien-Bäckerei in Odernheim und das 1567 gegründete dortige Schlösschen als Pate im Fokus. Gemeinsam erlebten alle Zeitzeugen eine Zeitreise in die Vergangenheit: „In der zweiten Reihe sitzen 1.000 Jahre Bockenau“, lobte Volker Schöffling das rege Mitmach-Interesse von Senioren aus seiner Heimatgemeinde.

In vielen Häusern lebten vier Generationen unter einem Dach, oft waren der Stall oder die Mistekaut neben der Küche, der Nachttopf war unter jedem Bett und auf dem Plumpsklo im Freien war es im Winter „saukalt“. Man „musste sich mit dem begnügen, was man selbst erzeugt hatte“ berichtete Werner Bohn: Die Familie war das Private – Privatsphäre gab es kaum. Es war undenkbar, dass jeder seinen eigenen Bereich hatte und dass zwei oder drei Kinder in einem Bett lagen, sei üblich gewesen. Kriegserinnerungen wurden lebendig: Ganz schlimm sei es gewesen, die Flieger schossen durchs Fenster in den Kleiderschrank, die Ardennen-Offensive sei in vollem Gange gewesen und über Bockenau fielen Bomben. So etwas könne sie nie vergessen, sagte eine Seniorin. Man habe im jungen Alter viel arbeiten müssen. Beim Dreschen habe man sich gegenseitig geholfen, man war auf gegenseitige Hilfe angewiesen – einer war für den anderen da: „Es gab keine Zeit, in der ich mich nicht in den eigenen Wänden wohl fühlte“, sagte Marga Peitz – im Nachhinein seien die Amis sehr nett gewesen. Das urbane Dorfleben nach dem Krieg war dominantes Thema in all seinen Facetten, Ende der 1950-er Jahre nahm die Nachbarschaftshilfe und das Bauen über die Kreissiedlungsgesellschaft Fahrt auf, womit eine Zeit des allgemeinen Wohlstands eingeläutet wurde.    

Fazit aus dem Auditorium der Zeitzeugen während der Präsentation: „Was wir in Kriegsjahren erlebt haben, darf sich nicht wiederholen“ und erklärtes Ziel der Schüler war, das man die Zukunft nur vorteilhaft meistern kann, wenn man aus seiner Vergangenheit lernt. Zu den Fotos: Die Präsentation des bundesweit prämierten Wettbewerbsbeitrages „Mehr als ein Dach über dem Kopf“ im Foyer des EFG war generationsübergreifend von den Schülern professionell erarbeitet. Foto: Bernd Hey.

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