Bad Sobernheim. Zum Jahresabschluss lud die felkestädtische Feuerwehr den Öffentlichen Anzeiger ein, dabei zu sein; – galt es doch über das Ehrenamt und einen gut dreistündigen „Ausbildungsabend über technische Hilfe“ zu berichten, wie er „jungfräulich“ und äußerst selten sei. Der große Hevert-Parkplatz am Ende der Breitler Straße bot optimale Bedingungen für über 30 Feuerwehrleute aus Bad Sobernheim, Odernheim und Monzingen. Unter den sechs Fahrzeugen war auch das neue Odernheimer „Erstangriffsfahrzeug“ (MLF) mit dem stellvertretenden Wehrführer Andreas Paulus, das zwei Tage zuvor in der Glangemeinde beim Brand eines Gartenhauses im Einsatz war. Rüstwagen und die lichtspendende Drehleiter mit dem vom felkestädtischen Förderverein finanzierten „Power-Moon“ leisteten bei Kälte und Nieselregen effektiv ihren Dienst.
Der Abschlepp- und Bergedienst Kappler hatte eine realistische Szene nachgestellt, wie sie im Öffentlichen zu sehen, oder täglich im Radio zu hören und aufgrund Nebel oder zu geringem Abstand Gang und gäbe sind: Ein Renault Kangoo prallt unter die Ladefläche eines 12-Tonners und reißt ihm die Hinterachse ab, in der Folge kracht ein weiterer Lkw in den Pkw. „Es ist eine Besonderheit und nicht alltäglich, dass man dieses Szenario mit ganz großem Besteck detailliert und mit mehreren Teams abarbeiten kann und die Fahrzeuge Schrotten darf“, dankten der einsatzleitende Zugführer Thomas Hillenbrand und Wehrführer Volker Müller den beiden aktiven Wehrmännern und Kfz-Meister Klaus Ortmann und seinem 21-jährigen Sohn Jonas. Johann Kappler, Klaus Ortmanns Opa, hatte 1945 das Odernheimer Unternehmen gegründet, das seit 2017 in der Breitlerstraße 72 rund um die Uhr, „24/7“, an 365 Tagen im Jahr sich als feste Größe einen guten Ruf erarbeitet hat.
„Die Anforderungen steigen – in der Praxis muss jeder Handgriff sitzen, es gilt, den Überblick zu behalten, den Brandschutz sicherzustellen, auslaufende Betriebsmittel aufzufangen, bei Glasscherben auf die eigene Sicherheit und Rutschgefahr zu achten und die einzelnen Schritte zu überprüfen“, erläuterte Hillenbrand. Ständig müsste man Unterlegkeile parat haben, das Internet sei voller Peinlichkeiten, wo Fahrzeuge wegrollen. Weil dem Lkw die Achse abgerissen wurde, funktionierten die Bremsen nicht mehr und so steckte der Teufel im Detail, wurden in den Wracks heikle Situationen von Klaus Ortmann erörtert und gemeistert. Während der Unimog-Rüstwagen die Seilwinde einsetzte, baute ein Team eine Arbeitsplattform auf, denn bei großen Lkw´s beginnt der Fußraum zwei Meter über dem Boden und kann die Fahrgastzelle bis vier Meter hoch sein.
Unfälle mit Lkw´s seien aufgrund ihrer „Ladung und mega-schweren Masse eine individuelle Hausnummer und Herausforderung“, weiß Volker Müller. Insofern kam von den Rüstwagen schweres Gerät samt Hebekissen, Schere und Spreizer zum Einsatz. Wenn beim Pkw im Fachjargon „Legosteine“ zum sichern und „aufbocken“ benötigt werden, sind es beim Lkw Gitterboxen voller Material und hydraulischen 10-Tonnen Winden, dem so genannten „Büffelheber“.
Beim Einsatz arbeitet im Umkreis von fünf Metern ein Team von Ersthelfern am Objekt, im Radius von zehn Metern liegt das Equipment bereit; – und auf einem „Schrottplatz“ werden alle Teile gesammelt.
Mit mehreren KfZ-Meistern, Lkw-Mechanikern wie Franz-Jürgen Heimer oder Kraftfahrzeugtechnikermeister Thomas Hillenbrand, der einst Grundausbilder bei der Bundeswehr war, verfügt die felkestädtische Wehr über Experten. Bei einem schweren Einsatz Richtung Kirn wird Monzingen, in der anderen Richtung Odernheim sofort mit alarmiert, um zwei Hilfeleistungslöschfahrzeuge (HLF) mit Rüstsätzen und „Manpower“ vor Ort zu haben, informierten die Männer.
Bislang wurde 2023 die Bad Sobernheimer Feuerwehr 145-mal alarmiert, in der Adventszeit und im Januar sind keine Dienste oder Übungen terminiert. Zu den Fotos: Zum Jahresabschluss simulierten bei einem Ausbildungsabend in Sachen technische Hilfeleistung die Wehrleute aus Bad Sobernheim, Monzingen und Odernheim ein Szenario mit drei Fahrzeugen, darunter zwei Lkw´s. Foto: Bernd Hey.
