Merxheim. Die Freie Wähler-Gemeinschaft (FWG) Merxheim feierte mit Gästen, Sektempfang und einem familiären, fünfstündigen Programm in der Mehrzweckhalle ihr 50-jähriges Jubiläum. Am 14. November 1973 stand die Wählergruppe Klein Pate der FWG, die heute sieben Ratsmandate zählt und seit fünf Jahrzehnen „Kümmerer zum Wohle der Allgemeinheit ist“, was etwas ganz Besonderes sei, wie alle Laudatoren lobten.  Die beiden FWG-Vorsitzenden Gabriele Klee und Stefan Ottenbreit begrüßten: „Verantwortungsbewusst, aktiv und fordernd bei der politischen Willensbildung, gepaart mit Offenheit, Transparenz und Unabhängigkeit – dies sind die wesentlichsten Merkmale unserer politischen Zielsetzung“. Sachbezogene Arbeit und Engagement, Bürgernähe, Vertrauen und effektive Informationswege hat sich die Merxheimer FWG zum Wohle eines florierenden, demokratischen Gemeinwesens auf ihre Fahnen geschrieben, zudem wolle man soziale Interessen, Umweltschutz und Wirtschaft fördern und die Bürger bei allen Planungen mitnehmen, so charakterisierten sie fünf Jahrzehnte und wollen auch zukünftig für die Bürger tätig sein. Bewusst wolle man an diesem Abend keine Partei- oder Vereinspolitik betreiben. Miteinander reden und feiern gab Stefan Ottenbreit die Botschaft des Abends aus, erklärtes Ziel: „Keinesfalls will die FWG mit den Freien Wählern in einem Topf landen“.

An den familiär eingedeckten Tischen und Stehtischen wurde Tacheles geredet, schließlich stehen am 9. Juni 2024 Kommunalwahlen vor der Tür. Mit dem finanziellen Möglichkeiten der etablierten Parteien, die mit eigenen Presseabteilungen Medien, Gazetten und die Zeitungen ständig füttern, alles aus Berlin und Mainz glattbügeln und Schönreden, was dann vor Ort die Ratsleute ausbaden müssten, könne man nicht mithalten; – dies war mehrfach zu hören. Bei der FWG- Jubiläumsfeier gab es kein Alkoholverbot und daher werde man im attraktiven Rahmenprogramm zum Schmunzeln und Stirnrunzeln angeregt, wusste Stefan Ottenbreit vorab.

Und dafür sorgten vier gestandene Mannsbilder, Merxheimer Urgesteine, die quietschvergnügt und heiter Anekdoten und Kalamitäten ans Licht der Öffentlichkeit zerrten. Der fünfte im Bund der FWG-Gründungsmitglieder ist Metzgermeister „Baldese Dieter“, der im Urlaub auf Djerba weilt. Es menschelte gewaltig, als das Quartett mit dem Phantom-Mechaniker Bruno Sauerbeck, Landwirt Helmut Kistner, Maurermeister Gerd Bubinger und dem gelernten Portofeller Rudi Papenfuss bei einem Gläschen Wein die Mitte der urbanen Gesellschaft abbildeten, lustig vom Leder zogen und Kuriositäten erzählten, wie sich in jeder Fastnachtsbütt eine Bereicherung wären: Als die Häuser noch „hellhöriger“ waren, als die Mehrzweckhalle oder das Erholungsgebiet Winchendeller Weiher realisiert und die alte Schule umgebaut wurde, da „war was los, da gab´s Bürgerinitiativen“. Lebhaft in Erinnerung war, als der Sommer Peter noch von Haus zu Haus Sauerkraut „inschneire ging“, als Hausschlachtungen üblich waren, als die Merxheimer Originale und „Revoluzzer“ August Gemmel und Werner Stumm aktiv bei Ratssitzungen ihren „Stempel aufdrückten“, als der Oppositionsführer Fritz Reidenbach hieß, Herbert Rust als der Herbert Wehner von Merxheim galt und Heinrich Kistner „Sheriff“ im Ort war. Und, war „früher“ alles besser?  Ja, es gab fünf Wirtschaften und man hat „mehr miteinander geredt` und zusammengehalten“. Bei einer Beerdigung im Regen verhakte sich auf dem Friedhof ein Sarg mittig, die Träger kamen mit dem Bestatter Kaiser Karl in Disput, verkloppten sich, rutschen aus und fielen auf den Sarg, der dann hinab sauste. Die Erlebnisse reichten weit zurück in die „raulich`“ Zeit. Gefangene Soldaten durften nicht am Tisch mitessen; – bei Kistnersch wurde die Haustür zugesperrt und dann saßen alle gemeinsam beim Essen, auch das wurde sehr lobend erwähnt.    

Er habe die FWG als Ratsfraktion kennen und schätzen gelernt; – in seinem Grußwort und Glückwunsch plauderte Ortsbürgermeister und Genosse Egon Eckardt aus dem Nähkästchen: Es werde von der FWG viel Kärrnerarbeit geleistet und gerade heute sei dies mehr denn je nötig, „Herzlichen Dank“, lobte er. Noch immer stehe in einer Nische im Alten Rathaus eine angebrochene Flasche Schnaps und eine Flasche Wein von Willi Klein, dem Vorgänger von OB Friedel Buch, dem dann Eckhardt nachfolgte.

Der Beigeordnete der VG Nahe Glan, Peter Michel aus Abtweiler, übermittelte deren Glückwünsche, die der Kreis FWG, dessen Vorsitzender er ist und der Unabhängigen Bürgerliste (UBL), die als Wählergruppe in der VG Nahe Glan die Interessen der FWG vertritt. Er sei sehr stolz auf die fast 70 Merxheimer Mitglieder, sagte Michel und überreichte eine Satzung vom 19. März 2004 vom Beitritt an die Kreis-FWG. Humorvoll-launisch beglückwünschte der Meddersheimer Alt-OB Tilo Krauß in Vertretung für den Vorsitzenden Bernd Schumacher und die 104 Meddersheimer FWG´ler die Nachbarn, er herzte und umarmte Gabi Klee, man pflege gutnachbarschaftliche Beziehungen, daran ließ Krauß keinen Zweifel.

Die Theatergruppe „Vergess de Text“ hatte zu Neunt bei zwei wortlosen und brillanten Auftritten quasi Heimspiel und wurde mit Beifallsstürmen ebenso gefeiert wie „Duetto & Friends“ mit Stefan Marx, Sascha Marfilius, Marla, Oliver und Ramona Wöllstein, die mehrfach auftraten. Für die Leiterin hatte Conférencier und Vater Stefan Ottenbreit ein dickes Kompliment parat: „Seit ihrem 12.ten Lebensjahr ist Ramona aktiv, der Chor zählt in mehreren Formationen über 100 Aktive – ohne sie wäre Merxheim eine musikalische Wüste“, dachte er laut nach. Mehrere, teils gereimte politische Beiträge über Merxheim von Stefan Ottenbreit oder über das Ehrenamt von Bernd Kissel oder über den „Möllemann“ von Tilo Krauß waren noch vor dem „Schwofen“ gefeierte Sahnehäubchen; –

Gabriele Klee wurde für 20 Jahre als Erste Vorsitzende geehrt. Zum Foto (oben): Moderator Stefan Ottenbreit, Bruno Sauerbeck, Helmut Kister, FWG-Vorsitzende Gabriele Klee, Gerd Bubinger und Rudi Papenfuss war es vergönnt, einen ganzen Saal mit nostalgischen Reminiszenzen und Merxheimer Schmankerln zu unterhalten. Fotos: Bernd Hey.      

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