November 2024 – Foto OBEN aus dem Archiv, 2004: Sind die Tage des legendären Kirner Andreasmarktes gezählt? Selbst der „WochenSpiegel“, der in alle Haushalte kommt, zählt nur 3! –drei- Annoncen für den Andreasmarkt! Wer nicht wirbt –stirbt! -sagt eine alte Binsenweisheit, Kleinkunst und Kultur, Kunsthandwerk und Kreativwirtschaft, Tradition, Überlieferungen und Brauchtum gehen verloren.
Es ist ruhig geworden um die 8.400 Einwohner zählende Stadt Kirn an der Nahe, die vor fünf Jahren zum 21. Rad am Wagen der VG Kirner Land wurde. Sehr ruhig. Auf der Homepage der Stadt wird Kirn als „ein Mittelzentrum im Westen des Landkreises Bad Kreuznach….das im Bereich der oberen Nahe die Versorgung von ca. 35.000 Menschen“ übernimmt, abgebildet. Aber den traditionellen 324. Andreasmarkt und den 16. Weihnachtsmarkt ab 29. November 2024, drei Tage lang in der Übergasse vor der ev. Stiftskirche rund ums Wilhelm Dröscher Haus, sucht man vergebens.
Vom „Kaufhaus Kirn“ ist längst keine Rede mehr. Bis auf Barbiere sind Geschäfte verwaist, vielen fehlt es an allem: Fachpersonal, Umsatz, Kreativität, Mund-zu-Mund Propaganda, durchgehende Öffnungszeiten und Geld für Werbung. Prallvolle Schaufenster und Lichterglanz („Licht lockt Leute“) – es war einmal!

Heute haben wir in Europa Krieg, die zweithöchsten Strompreise, eine kaputte Ampel (-Regierung), haben abgewirtschaftet und müssen die Welt retten. Es wäre müßig, die „letzten“ 25 Jahre Revue passieren zu lassen, als die Kirner Zeitung noch in der Stadt mit 7 festen und 13 freien Mitarbeitern! trotz AZ-Konkurrenz präsent war, als am östlichen Stadteingang die Basalt-AG und die Mischanlage der Otzweiler Firma Rodenbusch die Willkommensoptik bot.



Foto OBEN: Anno 2000- 300 Jahre Andreasmarkt waren Straßenfeger & wurden gefeiert!
324 nostalgische Jahre Andreasmarkt bis dato würden Bände füllen, jedenfalls verkaufte allein der Weilere Fleischermeister August Schmidt und „Beckers Bratwurst“ über 20.000 Würste!, der CVJM überraschte mit Andreasmarkt-Stollen, Vereine und Schulen machten mit, boten Misteln, Handwerkliches, Glühwein, Kinderpunsch und Waffeln feil – in Kirn gab es noch das Parkhotel, „Strümpfe-Kaiser“ aus dem Hochwald mitten auf dem Marktplatz bot nach eigenen Angaben über 100.000 paar Strümpfe. Heute bestimmen Wühltische weniger, vielmehr Kleider das Andreasmarkt-Angebot und erinnern an Nostalgie, als für die Bauern, Mägde und Knechte der Andreasmarkt DAS ganztägige Jahreshighlight, Vieh-und Krammarkt, und die Wirtshäuser proppenvoll waren.

Im Dutzend wird in den Sozialen Medien am Totensonntag 2024 beklagt, dass das sich ein Waren-Überangebot mit Spekulatius, Dominosteinen oder Christstollen schon im August nicht jedermann leisten kann, wörtlich: „…fairerweise muss man erwähnen, dass auch hier die exorbitante, allgemeine Preisentwicklung zugeschlagen hat!! Löhne, Gehälter, Renten und Bürgergeld sind leider nicht im gleichen Ausmaß gestiegen. Da überlegt man halt zweimal auf was man nun verzichten kann, um die horrenden Lebenshaltungskosten zu stemmen“. Wie sich die Zeiten ändern. Es geht steil bergab….ohne mäkeln, mosern oder schlechtreden wollen. „Früher“ fuhr Lieschen Müller oder Otto Normalo zum Reifenwechsel in die Werkstatt. Mag sein, das zwei oder drei Autos vorher da waren, dann wartete mann/frau halt. Heute ist überall eine wochenlange Terminvereinbarung nötig. Und wenn man krank ist, oder einen Arzttermin braucht, hebt niemand am Ende der Leitung ab – viele haben viele Handys und heben nicht ab …wie sich die Zeiten doch leider zum Negativen ändern…