Bad Sobernheim. 29. April 2023 (Quasi ein Geburtstagsgeschenk für den Autor): Ein erstes Friedenskonzert mit dem Naheland Männerchor und dem MGV Saulheim sowie dem bekannten Baritonsänger Lukas Anton als Glücksgriff in der proppenvoll besetzten Matthiaskirche unter dem Slogan „Vom Flügel eines Engel berührt“ war ein Konzertgenuss vom Allerfeinsten und in der Felkestadt ein gesellschaftliches Ereignis.

Namens aller Mitwirkenden begrüßte der Meddersheimer Konzertführer Wolfhart Dhonau zu diesem Friedenskonzert. Das finale Thema sei so gewählt, weil „die vorbereitete Chorliteratur den Frieden und dem Streben danach zum Hauptinhalt alle Akteure hat“, sagte er. Je zur Hälfte kommt die Spende der Flüchtlingsarbeit der evangelischen Paul Schneider Kirchengemeinde sowie der Soonwaldstiftung um Herbert Wirzius für die Ukraine-Hilfe zugute – den Repräsentanten der Bürkle-Stiftung um Gudrun und Walter Wiest als Sponsoren wurde ebenso mit lautem Applaus herzlich gedankt.

Die feierlich und wie aus einem Guss kraftvoll und mit harmonischer Klangfülle hochkonzentriert gesungene Psalm-Hymne „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ von Ludwig van Beethoven und das thematische Lied „Vom Flügel eines Engels berührt“ von Bernd Stallmann mit der Textpassage „Was nützt mir alles Gut der Welt, wenn mir kein Engel singt, der Gottes Frieden bringt“ waren grandiose Chorwerke voller Aussagekraft, die mit einem Hochgefühl anbetend ganz stark gesungen wurden und die vom gastgebenden Naheland Männerchor und dem MGV-Gastchor aus Saulheim mit über 50 Stimmen zu dezenter Klavierbegleitung von Gerhard Wöllstein ein gefeierter Opener des zweistündigen Konzertes waren.  

„Du bist einer von uns“ rief Naheland Sänger Walter Zink dem 30-jährigen Bariton Solist Lukas Anton entgegen, der in Berlin geboren wurde und als echter Sobernheimer Bub einst mit 15 Jahren ins Musikinternat auszog. Dessen Opa Rudi Anton sang lebenslang im Liederkranz 1853 Sobernheim und bis zu seinem Tod im Naheland Männerchor. Die Vita und die steile Karriere des symphytischen Solisten würden Bände füllen. Bei seinem „Heimspiel“ in der evangelischen Matthiaskirche sang er zu dezenter Begleitung des Pianisten Gerhard Wöllstein den Frühling aus dem 1801 entstandenen Oratorium „Die Jahreszeiten“ von Joseph Haydn und daraus den Part „Schon eilet froh der Ackermann“. Ein Loblied auf die Kunst, „An die Musik“ von Franz Schubert und die wunderschön interpretierte Passage „Stars“ aus dem Musical Les mise`rables (Die Elenden) nach dem Roman von Victor Hugo waren weitere Sahnehäubchen, die mucksmäuschenstill die Zuhörerherzen erreichten.

Der künstlerische Leiter und (noch) 59-jährige Chorleiter, Klavier-Dozent am Mainzer Peter Cornelius Konservatorium, Gerhard Wöllstein, spielte souverän ein in sich ruhendes Intermezzo A-Dur von Johannes Brahms, einem schillernden und teils introvertierten Komponisten seiner Zeit. Conférencier Wolfhart Dhonau war aufgrund seiner klaren sonoren Stimme und mit wenigen Worten vielsagend eine Bereicherung, wenn er poetische Verse, Anekdoten oder Gedichte vortrug, die zum Tagesausklang passten oder schwärmerisch voller Vorfreude dem Wonnemonat Mai huldigten.

Die beiden Männerchöre sangen im Wechsel weitere 14 Lieder und ernteten Beifallsstürme. Der Naheland Männerchor „Ich glaube“ von Udo Jürgens, „Vater unser“ von Hanne Haller, sowie vierstimmige Männerchorsätze wie das „Abendlied zu Gott“ des Bad Sobernheimer Chormeisters Rudolf Desch, „Zeit ist ein Geschenk“. Beim aktuellen Lied für den Frieden „Wir sind Menschen einer Erde“ von Michael Schmoll, sprach Jürgen Reinhard den herzergreifenden Prolog. Die drei Dutzend Gäste aus Saulheim mit überragenden Tenören und einem disziplinierten Auftritt auf höchstem Niveau wuchsen über sich hinaus, sangen das „Tebje Poem“ von Dmitri Bortniansky in russischer Sprache und ebenso ohne Noten und A-Kapella „Ein jeder Tag“ im Satz von Gerhard Wöllstein und „Ihr von morgen“ von Udo Jürgens sowie „My Way“. Geradezu bewegend-zelebriert erklang die tiefe Sehnsucht nach Gnade und Frieden aus dem Psalm 134 („Der Herr segne dich aus Zion“) und „Frieden“ von Gotthilf Fischer, Gastgeber und Gästechor hinterließen eine makellose Visitenkarte bei einem Repertoire und Fanal für den Frieden vom Allerfeinsten.

Absoluter Höhepunkt aller Akteure war „Jerusalem“: 1892 ursprünglich von Stephen Adams als viktorianische Ballade komponiert, avancierte dieses großartige Werk aufgrund seiner Originalität mit zwei leidenschaftlich-sangesfreudigen Chören und einem astreinen und alles überragenden Solopart von Bariton Lukas Anton auf die restlos begeisterten Zuhörer wie eine Hymne an die heilige Stadt Jerusalem; – minutenlanger Applaus, Bravo- und Zugaberufe waren verdienter Lohn für einen lange nachklingenden Konzertgenuss.

„Es war uns allen ein Bedürfnis – wir sind sehr zufrieden. Mit dem Friedenskonzert wollten wir eine Botschaft in die Welt senden, denn die Situation in der Ukraine ist unerträglich; – so darf es nicht weitergehen!“, resümierte Leiter Gerhard Wöllstein am Ende des Tages. Zu den Fotos: „Vom Flügel eines Engels berührt“ mit Bariton Lukas Anton war ein Publikumsmagnet – am 13. Juni 2023 wurden insgesamt 2000.- gespendet. Bernd Hey.

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