Kirn. Es weihnachtet: 2023, nach 323 Jahren Kirner Andreasmärkte, herrschte in der einstigen Lederhochburg Kirn am Samstag vor dem 1. Advent mehr Frust und Flaute statt Kaufeslust. Jedenfalls klingelten die Kassen nicht, viel zu viele Kleiderstände, lange Lücken beim Flanieren, geschlossene Geschäfte, null Kundenbindung. Eine himmlische Ruhe machte sich breit. Zwar hatte „Western-Store“ Mann Horst Lanz am Marktplatz warme Sachen und Accessoires wie Wollmützen, Schals oder Handwärmer und auch der Marktplatz-Grill mit dem Team um Metzger Lars Schmitt grillte und brutzelte Köstliches, dennoch: resignierendes Kopfschütteln – das war nix Besuchermagnet. Marktstände machten um 16 Uhr Feierabend. Aber, Leute, es war SAMSTAG, abzusehen, die Kundschaft fehlte, viele mussten arbeiten, kein Vergleich zum traditionellen Kirner Kunsthandwerker und Bauernmarkt und die Konkurrenz rundum, auch in Meisenheim, war dem Andreasmarkt 2023 nicht förderlich. Es wurde zwar geworben, aber Magnete, Alleinstellungsmerkmale, Highlights fehlten, warum mann/frau nach Kirn muss. Die rasenden Reporter trafen jedenfalls niemanden vor oder hinter der Theke, der glücklich dreinschaute, ein „Jein“ war noch die freundlichste Umschreibung. Lediglich im oberen Steinweg beim Salon Gerlach loderten Schwedenfeuer und wurde Kundenpflege par Exzellent betrieben.  Einzig der Weihnachtsmarkt rund ums Dröscher-Haus in der Übergasse mit Programm und Nikolaus kam da publikumsmäßig besser weg und sorgte bis in den späten Abend für weihnachtliches Flair.

Rückblick: Im Jahr 2000 wurde der 300. Andreasmarkt in den HM-Interdrink Hallen in der Sulzbacher Wässerung gefeiert- die Halle platzte mit 1.500 zahlenden Besuchern aus allen Nähten – eine Schlager-Revue mit Stars und Sternchen war eines der Highlight der einstigen Lederstadt. (Foto anbei)

Apropos Lederstadt, ein kleiner Rückblick: die mittlerweile Verstorbenen Hans Zahn, jahrzehntelang Erster Vorsitzender des deutschlandweit einzigartigen Handwerks-Gesellenverein von 188o und Schriftführer Frank-Dieter Rentmeister konnten es in der Rückbesinnung nie verstehen, wie ein echtes Leder-Portemonnaie aus Fernost billiger nach Deutschland kam, als man hier für das Rohleder zahlte. In Deutschland gab es 1967 immerhin 853 lederverarbeitende Betriebe mit mehr als 43.000 Beschäftigen, inklusive Heimarbeit. 2004 waren es derer weniger als 100 Betriebe mit weniger als 5.000 Mitarbeitern. Dank des kinderlos gebliebenen Ehepaares Wolfgang und Anita Bürkle, die ab 1955 in Kirn segensreich wirkten, wurde aus der Lederstadt Kirn mit der Simona ein Global-Player der Kunststoffindustrie. Demnächst hier bei www.heylive.de mehr –auch über Jakob Müller (1901-1976), der es vom Maurer zum Multimillionär schaffte und Tausenden Menschen in Lohn & Brot brachte.

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