KIRN. In Memoriam an Inge und Theo Fürst lud der Lions-Club Kirn-Mittlere Nahe zum Benefizkonzert „Lions-Klassik No.1“ ins Kirner Gesellschaftshaus ein. Der Erlös kommt über den Förderverein Historischer Ortskern Herrstein kulturellen Veranstaltungen zugute, wo das verehrte und Musikschaffende Ehepaar zu Lebzeiten wohnte und wirkte.

Die Lions waren exzellente Gastgeber – die Besucher erlebten einen stimmungsvollen Abend beliebter Melodien, „fürstliche“ Kompositionen, dargeboten von einem kongenialen Trio mit der jugendlich-dramatischen Tonlage einer Opern- und Konzertgesang studierten Sopranistin Marina Russmann, sowie Peter Gerschwitz, dem namhaften Solocellisten mehrerer bekannter Kammerorchester, Mitglied des Kreuzberger Streichquartetts Berlin mit Lehrauftrag sowie der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern und dem Konzertpianisten Christian Strauß. Ihre Vita und Auszeichnungen würden Bände füllen.

Der in Niederwörresbach aufgewachsene Zögling von Inge und Theo Fürst, Christian Strauß, ist ebenso Preisträger internationaler Musikwettbewerbe und war einer  Koryphäe gleich profunder Konzertführer: Lebhafte Erinnerungen an seinen Mentor Theo Fürst, „einem den Menschen zugewandten, eifrigen Musikpädagogen, Komponist und Pianist, der auch mit dem Akkordeon sein Publikum faszinieren und mitreißen konnte“, wurden zur Hommage. Die Programm-Opener hatten einen besonderen regionalen Bezug, denn: Pianistin Clara Schumann, Ehefrau von Robert Schumann, weilte zu einem Kuraufenthalt in Bad Münster am Stein, wo 1862 die Sonate für Klavier und Violoncello No.1, Opus 38 entstand und dessen Großteil ihr Bekannter Johannes Brahms (1833-1897) arrangierte. Anfangs in E-moll (Allegro non troppo) steigern sich die drei Sätze heiter-beschwingt bis zum fugenhaften Charakter, wo am steilsten Felsen nördlich der Alpen „die wildromantische Nahe und Natur des 19. Jahrhunderts bildhaft-hörbar wird“, schärfte Christian Strauß alle Sinne der restlos begeisterten Zuhörer.   

Weiteres Highlight waren in der Solofassung acht „Zigeunerlieder“, europäische Volkslieder und Balladen, die der Hamburger Johannes Brahms im Herbst seines Lebens meisterhaft zu Texten von Hugo Conrat vertonte. Hier wurden bei präziser Intonation selbst schwierigste Koloraturen zu einem geistreichen Hörgenuss, als Marina Russmann leidenschaftlich engagiert so lyrische Partien wie „He, Zigeuner, greife in die Saiten ein“, die „Hochgetürmte Rimaflut“ oder „Lieber Gott, du weißt“, strahlend interpretierte.

„Wunderschön“ rühmten die Zuhörer zwei weitere wahre Sahnehäubchen: Lieder für Sopran und Klavier von Edvard Grieg (1843-1907). „Ich liebe Dich“ mit dem Text von Hans Christian Andersen und „Solveig´s Lied“ von Henrik Ibsen in deutscher Sprache. Beifallsstürme und Bravorufe erntete der Pianist für die im Volksmund bekannte „Spinat-Polonaise“ von Frédéric Chopin, Opus 22 für Klavier am großen Flügel im Kirner Gesellschaftshaus, den seinerzeit Dr. Wolfgang Bürkle aus seinem Privatvermögen der Stadt Kirn spendierte. Drei Werke des einstigen Dirigenten, Bundeschorleiter und Pädagogen, Lions-Mitglied, Theo Fürst (1932-2011), unter der Überschrift „Europäische Impressionen“ wurden akzentuiert wie melodiös von den drei extrovertierten Künstlern vorgetragen: Das „Europalied“, „Die Lichter von Paris“ und „Tango Bolero“. Ebenso „Frauenliebe und – leben“ des relativ unbekannten Franz Lachner reihten sich in die berührenden Klänge ein – da war des Öfteren ein feuriges spanisch-angehauchtes „Ole`“ zu hören. 

Monatelang bereitete das Konzert Lions-Mitglied Dr. Gerhard Held aus Bad Sobernheim vor und erhielt Extraapplaus, ebenso wie die Stadt Kirn für die Bereitstellung des Gesellschaftshauses, Landrat a.D. Wolfgang Hey und Herbert Wirzius für seine organisatorisch-werbende Unterstützung. In diesem Kontext dankte Angela Blum vom Kirner Haus Bergfrieden, dass sieben Gäste das hochkarätige Konzert besuchen konnten. Kirns Ehrenbürger Fritz Wagner und der Bad Sobernheimer Senior Alfred Peeters sprachen von einem kulturellen Ereignis „a`la bonheur, das nicht das letzte seiner Art“ gewesen sei.

Ziel der Lions unter ihrem Wahlspruch „We Serve ist die aktive Hilfe für Menschen in Not. Wir wollen ehrenamtlich der Gemeinschaft dienen und uns einzusetzen für freundschaftliche internationale Beziehungen, gegenseitige Wertschätzung, Respekt und Toleranz“, rief in seiner Begrüßung Dr. Volker Rings aus Meisenheim aus. 1917 in den USA gegründet, zählt seit 1976 der Lions-Club Kirn-Mittlere Nahe zu den 1.600 Service-Clubs bundesweit. Bevor es noch keine Mobilfunktelefone gab, installierten die Lions unter anderem Notrufsäulen entlang der B 41, leisteten eine Anschubfinanzierung zum Christlich-ambulanten Hospizdienst in der Region, unterstützen die Sozialstationen, die Tafeln, die Musikschulen und die Niedermühle in Odernheim oder jüngst die Flutopfer an der Ahr.

Zum Foto: Sopranistin Marina Russmann, Conférencier und Konzertpianist Christian Strauß (mitte) und Cellist Peter Gerschwitz erinnerten beim Lions-Klassik Benefiz-Konzert No.1 im Kirner Gesellschaftshaus an das Ehepaar Inge und Theo Fürst aus Herrstein. Foto: Bernd Hey.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner