Bad Sobernheim. Im 150.Jahr ihres Bestehens war die Jahresabschlussübung der Freiwilligen Feuerwehr in der Felkstadt mitten auf dem Markplatz vor einer prächtigen Publikumskulisse etwas ganz Besonders: „Wir müssen `raus und die Bevölkerung über unsere intensive Arbeit informieren und mitnehmen“; – diese öffentliche Übung im Oktober ist der Abschluss eines nachhaltigen Jubiläumsjahres mit Festakt und Ehrungen, der Überreichung der Fluthilfemedaille des Landes und einer viermonatigen Ausstellung „Ohne Ehrenamt wird´s brenzlig!“.

Beim eher beklemmenden Übungsszenario mitten in der Stadt mit einem „Massenanfall von Verletzten“ (mehr als fünf Personen) wäre im Ernstfall sofort die beim Kreis angesiedelte Schnelleinsatzgruppe „SEG“ alarmiert worden, die dann mit Equipment und qualifiziertem Fachpersonal anrückt. Sieben Feuerwehrautos waren im Einsatz. Tatsächlich stehen in diesem Jahr schon 120 Alarmierungen der Bad Sobernheimer Feuerwehr zu Buche. Unter den 68 aktiven Wehrleuten befinden sich auch fünf Frauen; – bei der Abschlussübung war auch die Feuerwehrfrau, Landrätin Bettina Dickes, in Montur zu erkennen.

Die Ausgangslage: Vor der Metzgerei Bregenzer holen 30 Kunden am Freitagabend leckere Spansau und Füllsel ab, die Eisdiele und Peripherie sitzt bei goldenem Oktoberwetter voller Menschen, bevor unverhofft das Chaos hereinbricht: Der Fahrer eines LKW-Wechselladers mit 410 PS und 25 Tonnen auf der Ladefläche erleidet einen medizinischen Notfall, ist manövrierunfähig und muss in der Folge reanimiert werden. Mit Karacho rast der rote Lastwagen durch die Großstraße schnurstracks auf den felkestädtischen Marktplatz in drei Autos, die mit mehreren Insassen besetzt sind, unterschiedlich schwer verletzt und eingeklemmt mit hydraulischem Gerät befreit und medizinisch versorgt werden müssen.

Der stellvertretende Wehrführer Dirk Weyrich und Thomas Hillenbrand hatten die Jahresübung unter erschwerten Bedingungen bis ins Detail und realistisch ausgearbeitet. Als geschminkte Komparsen wirkten mehrere Schüler der zwei Dutzend zählenden Bad Sobernheimer Jugendfeuerwehr mit.  

Einsatzleiter war Michael Ernst, der nach dem Lagebild alle eintreffenden Rettungskräfte einwies, was jeder zu tun hatte. Bad Sobernheims Wehrführer Volker Müller moderierte und informierte die Zaungäste mit klaren Ansagen. Während an einem auf der Seite liegenden VW eine Rettungsplattform aufgebaut wurde, zog der Unimog per Seilwinde einen Opel aus dem Gefahrenbereich um Platz zu schaffen. Die Sichtungskategorie  Rot/Gelb/Grün (auch Triage genannt) beschreibt die Verletzung, was der Reihe nach abgearbeitet werden muss, „wobei aus grün ganz schnell tiefrot werden kann“, gab Müller zu bedenken. Alles was an Hilfeleistung der Feuerwehr passiert und im Notfall vor Ort getan werden muss, entscheidet der Notarzt. „Heute dürft ihr Fotos machen, aber bei einem Einsatz sind Gaffer ein absolutes No-Go“, nannte der Wehrführer Volker Müller mehrere Gründe. Nach und nach wurden die „Verunfallten“ den Azubis des DRK, Lisa Köhler und Gina Sarmann übergeben. Sie rückten mit einem nagelneuen Fahrzeug vom Standort Bad Sobernheim an.

Neben dem Wehrleiter der VG Nahe Glan, Lothar Treßel, war auch der eigens aus Koblenz angereiste Klaus Derschug einer der zahlreichen Zaungäste: „Die weite Anreise hat sich gelohnt, die Bad Sobernheimer sind feuerwehrtaktisch sehr gut ausgerüstet und geschult, die Übung war detailliert und sachlich mit ganz vielen Infos für die Bürger filigran inszeniert, lobte der 68-Jährige in höchsten Tönen. Und er erinnerte an die Altvorderen um Heinz Schmitz, Walter Zink, Hermann Zauner, Gerd Kühner und Rainer Kasper oder die DRK´ler Hans Messer und den Meddersheimer Lothar Iseke, die als wahre Pioniere einst „hinausfuhren, um Menschenleben zu retten“ und das Feuerwehr- und Rettungswesen mithilfe des in Pferdsfeld stationierten SAR-Hubschrauber in der Felkestadt und Naheregion aufbauten. Seine fundierte Ausbildung erlernte Klaus Derschug bei der felkestädtischen Jugendfeuerwehr, er wohnte bis zu seinem 25. Lebensjahr in Sobernheim, bevor er fünf Jahre lang der Berufsfeuerwehr Köln angehörte und ihn sein beruflicher Weg zur damaligen Landesfeuerwehrschule nach Koblenz führte, wo er tausende Feuerwehrleute ausbildete. Bernd Hey.  

Zu den Fotos: Dank galt dem Abschleppunternehmen Kappler. Ein VW, ein Renault und ein Opel wurden mit schwerem technischem Gerät bei der Jahresabschlussübung zerlegt und insgesamt acht Insassen „gerettet“ und dem DRK übergeben. Und Rückblick als 1960/70 das Rettungswesen in der Naheregion aufgebaut wurde….

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