Kirn. Das „LiedGut“-Konzert der Kirn-Sulzbacher Chorgemeinschaft Vivace im vollbesetzten Kirner Gesellschaftshaus mit drei weiteren Meisterchor-Formationen aus Reinsfeld und Fohren-Linden war ein gefeiertes gesellschaftliches Ereignis par Exzellent und beflügelte Chöre wie Zuhörer gleichermaßen. Solisten und Konzertführer schwärmten auf der Bühne von vielen textstarken Pop- und Folksongs, von „gefühlvollen Balladen mit wohligen Gänsehautmomenten, die mit einem Hauch von Nostalgie und Melancholie Herz und Seele erreichen“ als einem Erlebnis und Jahreshighlight.

 „Was lange währt wird endlich gut“, begrüßte Vivace Vorsitzender Thomas Pfrengle, das Konzert war 2023 geplant. Nach Corona darniederliegend habe man sich quasi „aufgerappelt“ und zähle dank begeisterter Sängerinnen und Sänger aus dem Kirner Land jetzt 47 Stimmen: „Wir sind megahappy, aufgeregt und erfreut“, er sei von der Resonanz und dem Zuspruch überwältigt, dankte er.

Den Melodienreigen eröffnete in ihrem 20.ten Jahr die Chorgemeinschaft Vivace unter Leitung von Holger Schön mit dem amerikanischen Volkslied im Gospelstil „Bring me a little Water, Silvy“. Im Anschluss schärfte „The  Sound of Silence“, wunderschön, leidenschaftlich und wie aus einem Guss, alle Sinne. Chormitglieder übernahmen kurz wie prägnant die Liedbesprechung; – mit der Abenteuerromanze „Radio“ im Cabrio von den Wise Guys gab Heidrun Fritzen aus Dhaun quasi die Parole des Abends aus: „Einmal alle Sorgen hinter sich lassen und vergessen. Das Lied fordert auf, das Leben zu genießen!“.

Mit zwei Formationen, dem MGV und dem Gemischten Chor des Quartettverein Concordia Reinsfeld unter dem Dirigat von Andrea Stüber, begrüßte Pfrengle einen weiteren „Hochkaräter“ – der zum fünften Male als Meisterchor geadelt wurde und sechsstimmiges Liedgut wie „Laudate“ oder neu arrangierte Volkslieder und Ohrwürmer wie „Es klappert die Mühle“ oder „Drei Gäns im Haberstroh“ A-Kapella mühelos und mitreißend meisterte. Gestandene Mannsbilder sangen vom Glück bei den Frauen („Bel Ami“) und setzten mit roten Tüchern als Torero spanische Nächte in Szene oder sie luden das Publikum zur lustigen „Fahrt übern See“ ein. Es hagelte Beifallsstürmen und Bravorufe – alle Chöre durften Zugabe geben.

Entsprechend war das unvergleichliche Konzert mit ganz starken Stimmen aus einem breit gefächerten Repertoire ein musikalisch-brillanter Hörgenuss für alle Sinne und vom Allerfeinsten – der kleinere Flügel stand vor der Bühne, damit die zumeist über drei Dutzend Stimmen zählenden Chöre genügend Platz für ihre mitreißende Performance hatten, wie man dies höchst selten sieht.

Der gemischte Chor Fohren-Linden unter Chordirektor Gerd Sackenheim und ihrer Vorsitzenden Silke Drumm ist seit dem Jahr 2000 Meisterchor und war in Kirn bei Vivace 2005 zu Gast – und seitdem klingt bei Thomas Pfrengle das „Shenandoah“ nach. Gerd Sackenheim bedauerte, dass sich die Chorliteratur in diesem Millennium mit modernen Popsongs, Gospel und Schlager „gewaltig verändert habe. Leider werden traditionelle Volkslieder vernachlässig“, sagte er. Insofern sang im ersten Teil der Meisterchor aus Fohren-Linden drei klassische deutsche Volkslieder, die als Reminiszenz geradezu zelebriert wurden: Mit der bildhaften Metapher vom Rosen-pflücken samt der behutsamen Höflichkeitsetikette des Songwriters Johannes Brahms kam „Erlaube mir, fein´s Mädchen“ und „Da unten im Tale“ zu Gehör. „Die Gedanken sind frei“ zählte ebenso in das Genre jahrhundertealter Volkslieder, das Sophie Scholl in Zeiten des Nationalsozialismus vor dem Gefängnis ihres einsitzenden Vater auf der Blockflöte spielte.

Das Repertoire mit 28 Liedern beinhaltete lebensbejahende Chorliteratur von den Comedian Harmonists über lyrische Wiegenlieder zum Träumen bis zur kraftvollen Hommage auf den Schöpfer („In your Arms“).

Mit „Ich seh dich“, „Ist da jemand“ und „The Parting Glass“, Letzterer ein schottischer Gassenhauer aus dem 17.Jahrhundert und allesamt Arrangements von Maybebop Sänger Oliver Gies, überraschte Vivace vollends und setzte Ausrufezeichen. Esther Färber und Katja Arnoldussen hießen die Solistinnen. Beim „Finale Furioso“ war der lebhafte Eingangs-Opener „Bring me a little Water Silvy“ auf der Bühne und im Saal gemeinsam gefeierte Zugabe eines grandiosen Konzertabends, der unvergessen bleiben wird. Bernd Hey.

Wichtige RANDNOTIZ->>Derlei ansprechende Chorkonzerte wie von der Chorgemeinschaft Vivace unter der Überschrift „LiedGut!“ seien nach Corona sehr rar geworden: „Die Einladungen werden weniger“, hörte Vorsitzender Thomas Pfrengle von den Gastchören, die voller Leidenschaft auf höchstem Level ausnahmslos eine Augenweide waren. Vivace Kirn-Sulzbach nimmt beim 75. Geburtstag des Chorverbandes Rheinland Pfalz („Chorzauber“) am 15. Juni 2024 in Trier nicht teil, weil der Bustransfer samt einer Teilnahmegebühr im vierstelligen Euro-Bereich liege und nicht zu stemmen sei. Selbstverständlich werde man am 14. September 2024 bei der „Nacht der Chöre“ in der Kirner Innenstadt mit von der Partie sein, teile Thomas Pfrengle mit.
BUZ: „LiedGut!“ mit drei Meisterchor-Formationen und einem glänzend aufgelegten Vivace-Chor avancierte im 20. Jahr ihres Bestehens im Kirner Gesellschaftshaus zu einem imponierenden Konzerterlebnis. Foto: Bernd Hey.

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