Merxheim. Nach intensiven Vorberatungen im Haupt-und Finanzausschuss segnete der Ortsgemeinderat neue Satzungen und Benutzungsentgelte für das „Alte Rathaus“, den Winchendeller Weiher und die Mehrzweckhalle ab, damit diese zum 1. Januar 2024 in Kraft treten können. Einer Spende von 100 Euro vom SPD Ortsverein für den Martinszug stimmte der Rat ebenso einstimmig zu wie für den Aufstellungsbeschluss zur Errichtung einer gut 40 Hektar (netto) Photovoltaik-Freiflächenanlage (PVA) „Auf Geisberg“. (siehe Lageplan)

Dieser Solarpark ist auf Merxheimer Gemarkung südwestlich nahe dem Segelfluggelände des Flugsportverein Kirn geplant, Die etwa 60 Hektar große Gebietskulisse tangiert insbesondere den Landeanflug und deshalb bleibt von vornherein ein Korridor auch für Besucher-Parkplätze ausgespart. Ohnedies werde sich die Fläche des Geltungsbereiches aufgrund verschiedener, planungsrechtlich-relevanter Restriktionen wie Wege, Wildwechsel, Schutz- und Vorsorgeabstände (30 Meter zum Wald) sowie betroffener Vorranggebiete im Raumordnungsplan auf 40 Hektar netto für die PVA reduzieren.

„Als ein transparenter Partner auf Augenhöhe aus der Region für die Region“ stellten die Repräsentanten der Firma RWE Renewables Deutschland GmbH von der Niederlassung Mainz, Peter Born aus Stipshausen und Tim Stricker aus Alsenz, die über 35 Jahre währende Projektierung von der Flächensicherung über die Inbetriebnahme und Wartung mit einer Anlagenleistung von 40 MWp

„Früher“ habe das RWE Kohle verstromt, heute werde Strom aus erneuerbare Energien gewonnen, Landwirtschaft mit Klima- und Naturschutz verbunden,  und so wolle der Betreiber deutschlandweit an neun Standorten mit 200 Mitarbeitern und Investitionen von 15 Milliarden Euro bis 2040 die Klimaneutralität gestalten.

Tim Stricker erläuterte detailliert das Projekt und die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie den Zeitplan. Die PV-Anlage sei aus Merxheim nicht zu sehen. „Im ersten Moment nimmt man der Landwirtschaft Fläche weg, es ist zwar eine Vorrangfläche, aber kurioserweise ist das Terrain  landwirtschaftlich benachteiligt; – sprich: der Boden- und Ackerwert mit unter 40 Punkten ist von der Qualität her nicht 1a“, das Terrain liege im Vogelschutzgebiet und in der Wasserschutzzone III, erläuterte das Duo. Die Gemeinde habe nach dem Baugesetzbuch über den Bebauungsplan mit ausgesprochener Baugenehmigung im demokratischen Prinzip über den Flächennutzungsplan im Parallelverfahren die Planungshoheit, danach werde die Abwägung über Fachbehörden und Offenlage bewertet.

Größte Herausforderung sei die Netzanbindung: Das Umspannwerk Monzingen habe keine Aufnahmekapazität mehr; – ein neues zu Errichten koste fünf Millionen Euro und würde sich nicht rechnen. Die RWE plant jedoch einen Windpark zwischen Nußbaum und Zollstock in sieben Kilometer Luftlinie entfernt. Mit einer Erdleitung müsse die Nahe und die Eisenbahntrasse „sehr kostenintensiv“ gequert werden, in Nußbaum werde dann der Strom eingespeist. 

Zahlen, Eckdaten, Fakten:

Die Pachtverträge laufen 35 Jahre, Repowering sei möglich -die Solaranlage erzeuge jährlich 40 Megawatt-Nennleistung. Ein Modul mit einem südlich ausgerichteten Neigungswinkel von 20 Grad habe eine Leistung von 560 Watt-Peak – im 40 Hektar-Areal werden im Jahr 46.000 Megawattstunden prognostiziert, womit 14.800 Familienhaushalte versorgt werden können, Merxheim mit seinen 1.700 Hektar sei kreisweit eine der größten Flächengemeinden und könne quasi Strom exportieren. Entsprechend werden 30.000 Tonnen CO² eingespart. Die Flächenkulisse mit den Grundeigentürmern stehe, sämtliche Kosten bezahlt die RWE. Die Gemeinde partizipiere über den Klimabonus pro Kilowattstunde mit 0,2 Cent – bei 46 Millionen Kilowattstunden sind das jährlich 92.000 Euro, plus Gestattungsverträge für Kabelverlegung oder Wegenutzung etc. Nachdem der Gemeinderat jetzt einstimmig zustimmte, währt die Planung und Realisierung bis zur Einspeisung drei Jahre, die Installation der Module dauere ein halbes Jahr.  

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